Bottrop. . Ein Gespräch mit den Verantwortlichen des Festkomitees Bottroper Karneval. Der Rosenmontagszug geht ordentlich ins Geld. Und auch die Gesellschaften müssen für Sicherheit und Kamelle zahlen.
Heute ist Weiberfastnacht, es beginnt der Straßenkarneval. Für jeden echten Jecken der Höhepunkt der Session. Für die Organisatoren im Festkomitee beginnt damit aber auch der Stress und das Bangen, dass alles gut geht. Schließlich gilt es, Sicherheits- und Kostenaspekte nicht aus dem Auge zu lassen. WAZ-Redakteur Matthias Düngelhoff sprach mit dem Vorsitzenden des Festkomitees, Günter Körber (71) und dem Orga-Leiter im Festkomitee, Sascha Reichert (39).
Vergangenes Jahr hat die Stadt erstmals den Zuschuss zum Rosenmontagszug gestrichen und Eintritt für den Ratssaal erhoben, welche Auswirkungen hat das?
Körber: Im vergangenen Jahr war des Ratssaal sehr leer und auch dieses Jahr werden viele Karnevalisten aus den Gesellschaften unten bleiben und nicht den Eintritt bezahlen. Aber man muss fairerweise auch sagen, dass in dem Eintrittspreis die Getränke enthalten sind. Außerdem: Wenn in anderen sozialen Bereichen – etwa bei der Suppenküche Kolüsch – gekürzt wird, können wir uns nicht hinstellen und Forderungen erheben.
Reichert: Diesmal bekommen wenigstens die jungen Gardetänzerinnen, die im Saal auftreten, offiziell Freikarten, das gilt auch für deren Eltern. Wenn die, die eh schon viel Geld für Ausrüstung und Kostüme investieren, dann auch noch zahlen müssten, das wäre schon bitter.
Welche Kostenfaktoren gibt es denn bei so einem Rosenmontagszug, die das Festkomitee tragen muss?
Körber: Ein Kostenfaktor ist das Sicherheitskonzept, das wir vorlegen müssen und das jedes Jahr neu angepasst werden muss. Jede Änderung kostet rund 500 Euro. Dazu kommen Gebühren für Genehmigungen, und die Gema verlangt hohe Gebühren. Unterstützung erhalten wir von Sparkasse und Volksbank.
Reichert: Man darf auch nicht vergessen, dass die Gesellschaften zusätzlich auch noch Kosten haben. An den Wagen müssen an jeder Achse Sicherheitsleute postiert sein, viele Gesellschaften müssen dafür Firmen beauftragen. Und auch das gesamte Wurfmaterial muss gekauft werden.
Vor einem Jahr haben die Boyer Narren das Aus für ihren Kinderkarnevalszug in der Boy verkündet. Das Festkomitee wollte prüfen, ob es andere Möglichkeiten gibt. Wie sieht es da aus?
Reichert: Es bleibt leider dabei, dass der Umzug nicht mehr stattfindet. Es ist finanziell nicht mehr zu stemmen. Auch für den Zug brauchen wir ein solches Sicherheitskonzept, die Kostenfaktoren sind eigentlich dieselben wie am Rosenmontag.
Körber: Hinzu kommt, dass das Interesse an dem Umzug immer weiter nachgelassen hat. Besucher standen meist im Bereich des Marktplatzes und der Johannesstraße bis runter zur Kirche. Auf der restlichen Strecke war nicht mehr viel.
Günter Körber hört als Vorsitzender im Festkomitee auf
Wie würden Sie denn aktuell das Festkomitee beurteilen?
Körber: Vor fünf Jahren waren nur noch drei Gesellschaften Mitglied im Festkomitee. Jetzt ist es uns gelungen, wieder alle Gesellschaften an Bord zu holen, wir sind also zu neunt. Die Plattdütschen wollen als Heimatverein nicht Mitglied werden, wir sind aber froh, wenn sie sich beteiligen. Außerdem freuen wir uns, dass es uns jedes Jahr gelingt, ein Prinzenpaar zu stellen. Nächstes Mal ist Stellkeswägg dran. Aber es ist auch so, dass ich jetzt nach fünf Jahren als Vorsitzender aufhöre. Nach Karneval ist Festkomiteesitzung und es wird neu gewählt.
Wie sieht es denn personell aus? Wie ist das Festkomitee aufgestellt?
Reichert: Ich hoffe, dass wir bei den Neuwahlen dann zuverlässige, gute Kandidaten haben. Am besten wären zuverlässige junge Leute, die über Zeit verfügen, denn Karneval ist ein zeitaufwendiges Hobby. Gut ist, dass der Generationenwechsel nicht abrupt erfolgt, die bisherigen Verantwortlichen immer noch greifbar sind. Ich bin jetzt seit drei Jahren Orga-Leiter, mein Vorgänger Dirk Helmke ist immer noch im Hintergrund dabei, ihn habe ich im Rücken und er hilft mir, wenn ich Fragen habe. Aber genau so muss es ja auch sein.
Nachlassendes Interesse bemerkt man auch an den Prunksitzungen.
Körber: Das ist so. Bei der Kleinen Karnevalsgesellschaft fällt es uns zunehmend schwer, den Saalbau voll zu kriegen. Man muss auch sagen, dass wir mit der Prunksitzung Verlust machen, dafür aber bei der Damensitzung einen kleinen Überschuss, so dass es am Ende immer noch auskommt.
Reichert: Ich bin ja Mitglied der Pink-Weißen Funken, wir machen gar keine Prunksitzung, obwohl ich zugebe, dass ich das gern hätte. Aber wir kriegen das nicht gestemmt, weder personell noch finanziell. Ich könnte mir halt gut vorstellen, dass sich vielleicht mehrere Gesellschaften zusammen tun und dann gemeinsam eine große Sitzung organisieren. Da muss man schauen, ob die Bereitschaft da ist.
Und der Rosenmontagszug, wie hat der sich verändert?
Körber: Der Zug hat sich verändert. Der Weg über die Böckenhoffstraße ist anders als früher über die Osterfelder Straße und die Kirchhellener Straße. Gerade in der engen letzten Straße war die Stimmung besonders intensiv, die Leute besonders nahe dran. Aber die Sicherheit geht vor, das ist keine Frage.