Bottrop.
Die Emscher und ihre Nebenflüsse sind derzeit nicht nur durch den groß angelegten naturnahen Umbau des Flusssystems in aller Munde. Bereits der Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert spülte gewissermaßen die Urgeschichte in form von Knochenfunden, Versteinerungen oder konservierten Abdrücken längst ausgestorbener Tier- und Pflanzenarten wieder an die Oberfläche.
Auch jetzt fanden Arbeiter der Emschergenossenschaft (EG), die das Jahrtausendprojekt des Umbaus einer gesamten Flusslandschaft stemmt, wieder Knochen. Mammutknochen, so die Archäologen, mit denen die EG immer zusammenarbeitet, und die zur Stelle sind, wenn plötzlich Funde aus der tiefen Schichten unserer Geschichte auftauchen -so wie auch jetzt wieder bei Arbeiten zum Umbau der Boye. „Daher gehen wir auch davon aus, dass die Fachleute sich mit den Museen der Region, die thematisch auf diese Funde ausgerichtet sind, in Verbindung setzen“, sagt EG-Sprecher Ilias Abawi, der besonders für das Projekt des Emscherumbaus zuständig ist.
Das Bottroper Museum stehe da sicherlich an erster Stelle, so Abawi. Denn schließlich seien die Knochen, aller Wahrscheinlichkeit nach Mammut-Fragmente, die 50 bis 70 000 Jahre auf dem Buckel haben könnten, auf Bottroper Gebiet gefunden worden. Eigentürmer seien, je zur Hälfte, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und die Emschergenossenschaft, auf deren Gelände man die Knochen ausgegraben habe.
Die Depots sind gut gefüllt
Das Museum für Ur- und Ortsgeschichte, das sich gerade in einer spannenden Phase vor seiner Wiedereröffnung nach Jahren der Schließung und Renovierung befindet, ist voll von Funden dieser Art. Die Eiszeithalle im Stadtgarten gehört zu den wichtigen ihrer Art in Deutschland. Und bis heute ist das - aus mehreren Exemplaren zusammengesetzte - Mammut-Skelett eine der großen Attraktionen des Hauses. Das verfügt zurzeit allerdings noch nicht einmal über einen fachlich qualifizierten Leiter dieser Abteilung.
Museumsdirektor Heinz Liesbrock zeigte sich gestern überrascht von dem Fund. „Wir werden das sofort prüfen und gegebenenfalls mit der Emschergenossenschaft Kontakt aufnehmen“, so der Leiter des Museumszentrums. Zwar brauche man keine Dutzendware, denn die Depots seien recht gut gefüllt. Aber jeder Fund, zumal wenn er auf Bottroper Stadtgebiet gemacht werde, sollte auf jeden Fall ernsthaft untersucht werden.
Als Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker kann Liesbrock diese Aufgabe nicht selbst erfüllen. Aber er werde dafür sorgen, dass kein möglicherweise wesentliches Fundstück an Bottrop vorbeigeschafft werde.