Bottrop. . Das „Energiecockpit“ ermöglicht Kunden detaillierte Verbrauchsanalysen, die Daten – das ist neu – bleibendabei sicher. Viele Partner machen das Projekt der Hochschule Ruhr-West möglich

Technische Möglichkeiten, den Stromverbrauch im Haus zu analysieren, gibt’s schon. Kein System aber, bei dem die Daten in den eigenen vier Wänden bleiben. Genau so etwas – das „Energiecockpit“ – haben nun vier Studenten der Hochschule Ruhr-West (HRW) entwickelt. Das kleine Projekt war nur durch viele Partner möglich.

Vorgestellt wurde das Projekt in der Sparkasse; sie finanziert über eine Stiftung die Professur von Gerd Bumiller, dem Lehrer des Quartetts. Vorstandschef Thomas Schmidt: „Wir glauben, die Ansiedlung der HRW ist ein wichtiger Beitrag zum Strukturwandel. Es ist Zeit, dass Bottrop nicht mehr nur im Zusammenhang mit Kohle genannt wird.“

Aufbruchstimmung in Bottrop

Bankvorstand Burkhard Klanten ergänzt: „Darum sind wir Mitglied im Förderverein der HRW. Wir hoffen, dass sich die Bottroper Wirtschaft dort noch stärker engagiert.“

Als Professor für Energie- und Informationstechnik nach Bottrop zu kommen, dafür hat sich Bumiller bewusst entschieden: „Innovation City und die Gründung der Hochschule waren das Motiv. Ich spüre hier Aufbruchstimmung.“

Der Studiengang Energieinformatik

Die vier Studenten, die das „Energiecockpit“ entwickelt haben, sind tatsächlich der komplette erste Jahrgang des Studiengangs Energie- und Informationstechnik, gestartet 2011.

Der zweite Jahrgang zählte bereits 20 Studierende, für den dritten haben sich 30 junge Leute eingeschrieben. Prof. Gerd Bumiller: „Das ist aber auch ein sehr schwieriger Studiengang.“

Bei dem Projekt war Energieversorger ELE mit im Boot. Er gab den Studenten das Ziel vor, ein datensicheres System zu entwickeln und bezahlte die benötigten Technik-Bausteine. Herausgekommen ist kein marktreifes Gerät – sondern eine mögliche Komponente künftiger Stromzähler, interessant für Kunden, die ihren Verbrauch analysieren, Stromfresser aufspüren oder wissen möchten, ob sich eine Solaranlage bezahlt macht, erklärt Benno Möller, Projektleiter für die ELE. Ein System, das zugleich die Anforderungen an den Datenschutz bei Stromzählern erfüllt. Irgendwann nach 2020 werden solche Komponenten in die Zähler integriert sein, schätzt Prof. Bumiller.

Seine Studenten Johannes Reidick, Marcel Schönknecht, Mikhail Mayko und Pascal Kaminski mussten dabei an einigen Stellen Lösungen ausknobeln: Die Verbrauchsdaten werden am Zähler ausgelesen, von einem Minicomputer alle zwei Sekunden gespeichert, lassen sich über längere Zeiträume abrufen oder ganz aktuell, verraten so Geräte mit hohem Verbrauch. Die Darstellung am Computer könnte noch mit Kostenrechnern oder anderen Funktionen ergänzt werden.

Warum ist Datenschutz am Zähler wichtig? Der Stromverbrauch verrät, wann jemand zu Hause ist, aus ihm lassen sich auch Tagesabläufe rekonstruieren, erklärt HRW-Student Marcel Schönknecht. Der Zähler verrät sogar, welches Fernsehprogramm gelaufen ist. Denn dunkle TV-Bilder verbrauchen weniger Strom als helle . . .