Bottrop. Eine dänische Tagezeitung greift das Innovation City-Projekt auf. Sie spricht von einer Inspiration auchfür das eigene Land. Der Artikel ist bezeichnend für die Wahrnehmung des Bottroper Zukunftsmodells im Ausland.

Von ihrer Freundin Lise-Lotte Høi aus Dänemark bekamen die Bottroper Ursula und Helmut Verhoeks jüngst einen Brief. Dem Schreiben war ein Artikel der dänischen Tageszeitung Helsingør Dagblad beigelegt. Er trägt den Titel „Fremtiden ligger i Bottrop“ - Die Zukunft liegt in Bottrop. Zwar liegt sein Erscheinen schon eine Weile zurück, dennoch liefert der Beitrag ein Beispiel dafür, wie das Bottroper Modell im europäischen Ausland wahrgenommen wird. Hier die Übersetzung:

Nahe Düsseldorf

Die dänischen Bemühungen um die Zukunft energieeffizienter Gebäude können auf europäischer Ebene inspiriert werden, wobei der (dänische Dämmstoff-) Konzern „Rockwool“ mitwirkt.

Halb so viel CO2 in der Atmosphäre, Hunderttausende neuer Arbeitsplätze und vier bis fünf Euro in die Staatskasse pro investiertem Euro: Die kleine Stadt Bottrop nahe Düsseldorf hat das Rezept für die Stadt der Zukunft gefunden.

Bottrop ist europäische Modellstadt für klimafreundliche Städte und betreibt ein Projekt, das später in den Rest der Welt exportiert wird. Dabei geht es nicht um ein obskures Experiment von Aktivisten und Forschern, sondern um ein Gemeinschaftsprojekt mit Bürgern, zumeist lohnabhängig arbeitenden Deutschen. Die Bewohner werden auch nicht genötigt, auf heißes Wasser zu verzichten oder auf ein Fahrrad zu steigen, um Wärme für den Ofen zu erzeugen.

Beispiel an der Zeppelinstraße

Die Krankenschwester Gabriele Aurich, die auf der Zeppelinstraße in Bottrop mit ihrer Mutter Eva und ihrem Freund Till Nowacki lebt, hat die Energieversorgung ihres Hauses erneuert. „Ursprünglich wollten wir nur die Wärmeanlage auswechseln. Bevor wir angefangen haben, sagte uns ein Experte, dass ein energieeffizientes Haus sich am Ende besser rechnet“, sagt Gabriele. Sie schätzt, dass die Familie etwa 1000 Euro pro Jahr an Heizkosten spart, allein durch die Verbesserung der Raumluftqualität im Haus.

Bottrop gewann im November 2010 die Bewerbung um die „Innovation City“ und hat seitdem Elektrobusse, die energetische Sanierung von Gebäuden und die Umstellung auf eine nachhaltige Energieversorgung eingeführt.

Als Prämisse für das Projekt gilt, dass die Bürger beteiligt werden und dass der Umbau einfach und erschwinglich ist. „Es gab im Vorfeld über 20 000 Bürgerinnen und Bürger, die das Innovation-City-Projekt unterzeichnet haben, worauf wir wirklich stolz sind“, sagt Bernd Tischler, Oberbürgermeister von Bottrop.

KfW-Modell als Motor

Der Motor hinter allem ist das so genannte KfW-Modell. KfW ist eine staatliche Bank, die jährlich 1,5 Milliarden Euro von der deutschen Regierung erhält. Das Geld zur günstigen Finanzierung nachhaltiger Bau-und Energiesanierungen von Privatwohnungen gedacht.

Das Modell ist deshalb so fortschrittlich, weil ein größerer Teil des Darlehens in Zuschüsse umgewandelt werden kann, so dass nach der Renovierung der Energieverbrauch sauberer und wirksamer werden kann. Ein unabhängiger Bericht aus einem Forschungsinstitut hat ausgerechnet, dass das KfW-Modell pro Jahr zwischen 250 000 und 310 000 Arbeitsplätze durch die Vergabe von Handwerksaufträgen schafft.

Gleichzeitig zeigt der Bericht, dass jeder Euro, den der deutsche Staat in dieses System steckt, einen Rückfluss von vier bis fünf Euro durch höhere Steuereinnahmen und eingesparten öffentlichen Dienstleistungen und dergleichen auslöst.

In Bottrop arbeiten eine Vielzahl von Unternehmen und Forschungseinrichtungen an dem Projekt, darunter auch „Rockwool“. Rockwool-Senior-Consultant Susanne Kühn nimmt an einer dänischen Arbeitsgruppe teil. Sie hält es für interessant, das deutsche Vorgehen zu beobachten. „Es ist eine gute Inspiration für die Vorhaben, die wir zu Hause entwickeln. Und es macht Spaß, wenn es tatsächlich rund läuft“, sagt Susanne Kühn.