Bottrop. . Bevor die Grüße aus Grafenwald bei den Kollegen in der WAZ-Redaktion in Stadtmitte ankommen, müssen etliche Kilometer zurückgelegt und viele Stationen durchlaufen werden. Die WAZ ging mit der Weihnachtspost auf Reisen.
Das Rentier mit der roten Nase und dem gestreiften Schal soll es sein: Als Hauptdarsteller auf einer Weihnachtspostkarte wird es Grüße zum Fest an die Kollegen in der WAZ-Redaktion überbringen. Nun muss das Rentier dazu zwar keine Tausende Kilometer von Lappland ins Ruhrgebiet zurücklegen. Aber der Weg einer Grußkarte vom Briefkasten in Grafenwald zur Redaktion in Stadtmitte ist auch nicht ganz ohne. Sehen Sie selbst.
Es ist Nachmittag, als das Rentier auf rotem Grund im Schlitz des Postkastens an der Schneiderstraße verschwindet. Kurz darauf stoppt Kastenleerer Carsten Schüren seinen gelben Transporter am Straßenrand. Er ist auf einer Sondertour, fährt jetzt, vor den geschäftigen Feiertagen, viel genutzte Kästen auch zwischen den eigentlichen Leerungszeiten an.
So ein Sonderfahrer bringt seine Ladung auch nicht erst nach Bottrop-Mitte, wo all die Post aus den Kästen der Stadt regulär erst einmal zusammengeführt und erst später gesammelt weitertransportiert wird. Nein, er düst direkt los – und zwar zum Briefzentrum nach Duisburg. Die alte Hauptpost in der Stadt, in der einst alles noch per Hand in Schubfächer sortiert wurde, gibt’s schon lange nicht mehr. Stattdessen nimmt jeder Brief aus den Postleitzahlbezirken 46 und 47 den Weg über Duisburg – auch, wenn er innerhalb Bottrops versendet wird. Ein logistisches System, das sich bewährt hat, wie Post-Sprecherin Britta Töllner betont: „Der Großteil der Sendungen kommt am nächsten Tag an.“
Unser Transporter (und nicht nur dieser) fährt jetzt an der Flanke des Briefzentrums vor. Carsten Schüren stapelt seine sechs gelben Kisten voller Post auf einen Rollwagen, und rein geht’s in die hell erleuchtete Halle. Maschinen rattern geschäftig, Menschen eilen zielstrebig umher. Greifer packen sich die mit dem Etikett „ungestempelte Sendungen“ versehenen gelben Behälter, hieven sie auf eine Förderstrecke, die unter der Decke zu verschiedenen Stationen führt. „Die Halle hat eine Länge von 230 Metern“, erklärt Georg Schikowski, Leiter des Briefzentrums. Die Förderstrecke helfe, Fußwege zu vermeiden.
Mensch und Maschine
Unvermeidbar indes sind die verschiedenen Sortierungsschritte, die auch unsere Postkarte durchläuft. Das geht los in der Briefordnerei, wo sechs Mitarbeiter an einem Förderband zunächst per Hand all die eingehenden Groß- und Maxibriefe von den Standardformaten trennen. Im weitern Verlauf arbeiten Mensch und Maschine immer wieder Hand in Hand, wenn man so sagen darf.
Und was die Maschinen nicht alles können. Beispiele gefällig? Nun, die eine findet u.a. anhand der fluoreszierenden Briefmarke die richtige Stelle, um den Stempel zu setzen (bei Bedarf wird der Brief automatisch gewendet). Die nächste liest Straße, Hausnummer und PLZ aus – auch bei fast allen Handschriften – und druckt diese Angaben zur weiteren maschinellen Bearbeitung als Strichcode auf. Sodann werden die Sendungen entsprechend ihrer Ziele sortiert. Auch, dass für die WAZ-Redaktion ein Postfach hinterlegt ist, wird hier schon gelesen.
Der Weg der Weihnachtspost
Doch ohne Menschen geht es eben auch nicht – und das nicht nur, weil manche Sendungen von den Maschinen nicht erkannt und dann per Hand bearbeitet werden. Derzeit, sagt Schikowski, sind pro Schicht 30 bis 35 zusätzliche Kräfte für den Weihnachtsverkehr im Einsatz. An den Spitzentagen würden alles in allem in 24 Stunden 2,5 bis 3 Millionen Sendungen im Briefzentrum sortiert. „Kleine Rückstände gibt es in diesen Tagen“, stellt Schikowski fest. Da komme der Brief dann vielleicht nicht nach einem, sondern erst nach zwei Tagen an. „Entscheidend ist für uns, dass die Weihnachtspost am 24. Dezember im Briefkasten ist.“
Unser Rentier hat es gleich am nächsten Morgen per Lieferwagen nach Bottrop geschafft. In der Filiale am Berliner Platz muss es nur noch ein paar Stunden im Postfach ausharren – bis Sekretärin Elisabeth Lefering schließlich die Post für die Redaktion abholt. Und so kann das Rentier seine Grüße überbringen.