Bottrop. Immer mehr Schüler kommen plötzlich an den Real- und Gesamtschulen nicht zurecht. Noch gibt es drei Hauptschulen, die diese Kinder fördern. Bald soll es nur noch eine sein. Die SPD sieht das jetzt kritisch.

Immer mehr Kinder in der Stadt kommen an den höheren Schulen nicht zurecht und müssen deshalb auf andere Schulen ausweichen. So stieg die Zahl der Realschüler, die in in die Klassen 6 bis 9 an den Hauptschulen wechselten, sehr stark an. 50 Kinder waren es laut aktuellster Statistik der Stadt im Schuljahr 2012/13. „Das ist in diesem Jahr nicht viel anders“, sagte SPD-Schulsprecherin Renate Palberg.

Sekundarschule in Stadtmitte

Die Zahl der Kinder, die von den Gesamtschulen an die Hauptschulen gehen, nimmt ebenfalls stark zu, und Schüler, die von Förderschulen kommen, nehmen die Hauptschulen ja auch noch auf. „Von den Auswirkungen sind am stärksten die Hauptschulen betroffen“, fasste Schuldezernent Paul Ketzer diese Entwicklung für den Schulausschuss des Rates zusammen.

Sie könnte Konsequenzen für die Schulpläne der Stadt haben. So stellt die SPD das längst beschlossene Aus für die Hauptschule Lehm-kuhle zum Schuljahr 2015/16 wieder in Frage. „Wenn die Abgänge so hoch bleiben, kann die Hauptschule Lehmkuhle nicht einfach geschlossen werden“, sagte Renate Palberg. „So viele Kinder kann die Hauptschule Welheim nicht allein aufnehmen“, betonte sie.

Unzumutbar lange Schulwege

Denn nach den Plänen der Stadt, die der Rat Anfang Juli absegnet hatte, wäre die Welheimer Schule bald die einzige Hauptschule in der Stadt. Nicht nur die Hauptschule Lehmkuhle soll ja in Klasse 5 keine Schüler mehr aufnehmen und zum Schuljahr 2015/16 vorzeitig aufgelöst werden, auch die Hauptschule in Kirchhellen soll möglichst nach den Sommerferien 2015 Schritt für Schritt zu einer Sekundarschule werden.

Dass die Schließung ihrer Schule zu Problemen führen werde, hatte die Schulkonferenz der Hauptschule Lehmkuhle schon angemahnt. So heißt es in ihrem Schreiben an den Schuldezernenten: „Für äußerst problematisch halten wir die Tatsache, dass zukünftig alle Schulformwechsler im Bereich der Stadtmitte ausschließlich in Welheim oder Kirchhellen beschult werden sollen“. Dies habe für die Schüler „unzumutbar lange Schulwege zur Folge“, heißt es. Dass die Hauptschulen kaum Zukunft haben, sehen auch die Lehmkuhler Eltern und Lehrer so, sie regten daher an, in der Stadtmitte so schnell wie möglich eine Sekundarschule zu bilden. Diese Schule könne jene Kinder fördern, die eigentlich an einer Hauptschule unterrichtet werden müssten. Die Pläne der Stadt sahen das vor. „Es gibt dazu aber keine Bereitschaft“, sagt SPD-Ratsfrau Renate Palberg - weder bei Eltern noch Schulen.

Schuldezernent: Wer schützt die Kinder vor ihren Eltern?

Schuldezernent Paul Ketzer führt die steigende Zahl der Kinder, die von Realschulen an die Hauptschulen wechseln, darauf zurück, dass die Schulempfehlungen für Eltern nicht mehr verbindlich sind. „Dieser Zusammenhang ist da“, sagte Ketzer. Weil immer mehr Eltern sich nicht mehr an den Rat der Grundschullehrer halten, warf der Erste Beigeordnete im Schulausschuss provozierend die Frage in den Raum: „Wer schützt die Kinder vor ihren Eltern?“ An einer Realschule seien Schulkinder oft überfordert, wenn ihren Eltern eine Hauptschule empfohlen worden ist, bedauert auch Dirk Brinkmann, der Leiter der Gustav-Heinemann-Realschule. Realschulen hätten nicht das schulische Konzept, um solche Kinder zu fördern, erklärt SPD-Schulsprecherin Renate Palberg. Realschulleiter Brinkmann empfiehlt den Eltern deshalb, ihre Kinder in solchen Fällen besser an einer Gesamtschule anzumelden. Doch auch die Zahl der Kinder, die von Gesamtschulen in eine Hauptschule wechseln, hat zugenommen.