Michael Romeiki hat sich schnell andere Schuhe geholt von zu Hause, warme Schuhe. Die braucht er heute. Er steht seit 5.30 Uhr früh draußen vor dem Werkstor von Huber Packaging, im Warnstreik mit seinen Kollegen, und er will noch lange ausharren. „Weil ich enttäuscht bin“, begründet er das. Enttäuscht von der Geschäftsführung. Huber Packaging hatte im vergangenen Februar verkündet, dass der Standort Bottrop etwa um den Jahreswechsel herum aufgegeben wird. 115 Arbeitsplätze sind bedroht. „Ich habe gedacht, man könne hier alt werden. Ich habe gedacht, dass das ein gesundes Unternehmen sei. Aber seit zehn Jahren geht das nun schon so. Die neue Geschäftsführung hat schon sechs Werke zugemacht.“

Sie glauben nicht an neue Stellen

Auch Heiko Schmidt, Betriebsrats-Vorsitzender, ist seit dem frühen Morgen bei den Warnstreikenden. Sie wollen von 6 bis 22 Uhr durchhalten. Am Tag zuvor habe es ein Treffen mit der Geschäftsführung gegeben, „ohne Einigung“. Jetzt wollten die Beschäftigten ihrer Forderung nach einem Sozialtarif-Vertrag Nachdruck verleihen. „Wenn wir die Schließung schon nicht verhindern können, dann wollen wir, dass es für die Beschäftigten einen gut ausgestatteten Sozialplan gibt.“ Schließlich läge das Durchschnittsalter bei 50 Jahren, „sie haben doch kaum noch Chancen auf neue Arbeitsplätze“.

Rainer Matz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Recklinghausen, nennt das bisherige Angebot der Arbeitgeber „lächerlich“. Sie seien nicht bereit, Entgegenkommen zu zeigen.

Mit Kaffee, Tee, heißer Suppe, Tombola und heißen Rhythmen halten sich die Streikenden warm. „Kalte Füße“, sagen sie, „müssen die anderen bekommen.“

Kalte Füße hat Elfi Wassiliadu zwar nicht, aber wohl ist ihr angesichts der Lage überhaupt nicht. „Innerlich, da sieht es schlimm aus“, gesteht die 54-Jährige, „weil wir alle nicht wissen, wie es für uns weitergeht.“ Sie ist seit 2000 bei Huber. Ihr Mann sei Rentner, „ er hat keine so große Rente, ich bin fast Allein-Verdienerin“. Dass sie nach der Werksschließung aber eine neue Stelle findet, glaubt sie kaum. „Wir haben hier unser Bestes gegeben, Jahre lang, und jetzt werden wir entsorgt“, sagt sie.