Mit bedrückten Mienen kamen die Mitarbeiter des Werkes Huber Packaging aus einer Belegschafts-Versammlung. Das Unternehmen hatte angekündigt, den Standort Bottrop Ende des Jahres aufzugeben (die waz berichtet). Doch trotz der Niedergeschlagenheit, die über dem gesamten Gelände hängt, gestern erfuhren die Menschen auch Trost. Den brachte ihnen Oberbürgermeister Bernd Tischler. „Es war sehr gut, dass er da war“, sagte Helina E. anschließend. „Wir sind alle so enttäuscht. Der Oberbürgermeister kann uns zwar nicht helfen“, sagt die Mitarbeiterin, die seit 1977 bei Huber arbeitet, „aber er steht zu uns. Das tröstet ein bisschen.“
Zeit gewinnen bis zur Schließung
Der OB machte keinen Hehl daraus, dass auch er geschockt war, als die Geschäftsführung verkündete, die Produktion von Bottrop nach Öhringen in Süddeutschland zu verlagern. „Ich habe seit langem Kontakt zu dem Unternehmen und zum Betriebsrat“, sagte Tischler im Anschluss an seinen Besuch auf der Versammlung. „Wir kennen die Firma gut, ein gutes mittelständisches Unternehmen, das uns bei vielen Umweltprojekten unterstützt hat.“ Seit Februar habe er viele Gespräche geführt und Briefe geschrieben, auf die Bedeutung des Werkes für Bottrop hingewiesen. Die Entscheidung indes kann auch der OB nicht rückgängig machen. Aber auch deshalb war es ihm ein Anliegen, zu kommen. „Es war mir wichtig, vor die Belegschaft zu treten“, sagte er. Mut zuzusprechen in schwieriger Situation, Hilfe anzubieten.
Für Heiko Schmidt, Betriebsrats-Vorsitzender, eine wichtige Geste. „Das alles geht sehr an die Grenzen der Belastbarkeit“, weiß er von den Kollegen. Der Betriebsrat kämpfe nun dafür, doch noch etwas Zeit bis zur Schließung zu gewinnen, Zeit, um einen Sozialplan auszuhandeln; Zeit, eine Transfergesellschaft zu installieren und dafür, dass sie angemessen ausgestattet wird. „Jeder Mitarbeiter soll gefördert werden“, sagt Heiko Schmidt. Schließlich gebe es ja noch Aufträge, die Mitarbeiter würden noch gebraucht – auch wenn eine Halle schon verkauft ist.
Viele Aufgaben also, die Heiko Schmidt sich vorgenommen hat. Ein Ziel allerdings hat er gestern gemeinsam mit dem Oberbürgermeister erreicht: „Das heute, das war definitiv gut“, so brachte das ein 28-jähriger Mitarbeiter auf den Punkt.