Bottrop. Das freie Theater „glassbooth“ bringt sein Zwei-Personen-Stück „Das Produkt“ in den Malakoffturm: Ein Filmproduzent mit großen Zielen und einer schlechten Idee - eine umworbene Schauspielerin.
Jens Dornheims Theater „glassbooth“ nimmt die moderne Unterhaltungsindustrie aufs Korn, in der auch gern mit dem Schrecken Geld verdient wird. Das Zwei-Personen-Stück „Das Produkt“ ist in Bottrop am Freitag, 15. November, um 20 Uhr im Malakoffturm zu sehen. Mit „Das Produkt“ von Mark Ravenhill ging das Theater „glassbooth“ des Gladbeckers Jens Dornheim bereits auf eine regionale Tournee.
Die Story: Ein Filmproduzent mit großen Zielen und einer schlechten Idee. Eine Schauspielerin, die umworben wird, die Hauptrolle zu übernehmen.
Heimspiel
Dornheim (40) ist freier Theaterschaffender, künstlerischer Leiter der Theatergruppe „glassbooth“ und technischer Leiter der Neuen Galerie in Gladbeck. So kam es zum dortigen Gastspiel – ein Heimspiel in doppelter Hinsicht, beruflich wie privat. Auch Hauptdarsteller Dominik Hertrich hat familiäre Verbindungen in die Stadt.
Mit kleinem Budget inszeniert Dornheim seine Stücke, Fördergelder, sagt er, seien für „normale Stücke“ nur schwer zu bekommen. „Es ist schon Leidenschaft“, meint er lächelnd. Leidenschaft auf professionellem Niveau. Hauptdarsteller Dominik Hertrich (33), der sein Geld als Moderator und Entertainer verdient, spielt ebenso leidenschaftlich gern Theater wie seine Bühnenpartnerin Alexandra Schlösser.
Satire
Das Stück habe ihn von Anfang an fasziniert, sagt Hertrich. „Ab Seite 5 habe ich gedacht: Alter, das geht ja jetzt gar nicht“, mein er und zeigt auf seinen Arm. Gänsehaut. „Es ist einerseits total komisch, und andererseits bleibt einem das Lachen im Hals stecken.“ Denn das Drehbuch, das Produzent James seine Wunschdarstellerin Olivia verkaufen will, ist einfach schlecht. „Es ist hanebüchen schlecht“, sagt Jens Dornheim.
„Das Produkt“ ist eine Satire auf die gewinnbringende Umwandlung von politischen Ereignissen in die Waren der Unterhaltungsindustrie. James’ Drehbuch handelt von der Geschäftsfrau Amy, deren Freund beim Anschlag auf das World Trade Center umkam. Im Flugzeug verliebt sie sich in den Terroristen Mohammed, der ihr Penthouse zur Planungszentrale von Al-Qaida macht.
In der Neuen Galerie wurde das Stück zur multimedialen Spielfläche. Auf der Bühne: ein lackweißer Tisch, zwei Stühle, zwei Menschen. Auf einer Leinwand sind Ausschnitte aus dem Filmprojekt zu sehen (gedreht wurden die Szenen in Gladbeck, unter anderem mit Frieder Kornfeld, stellvertretender Leiter der Bücherei, und Marlon Bösherz). Und die Zuschauer mittendrin, hin- und hergerissen zwischen dem Wissen, dass James’ Drehbuch Mist ist und dem Wunsch, den fertigen Film doch zu sehen.
„Das Stück ist nicht anspruchslos“, sagt Regisseur Dornheim, „aber absolut kurzweilig und unterhaltsam.“ Er inszeniere gern Stücke mit gewisser Abgründigkeit.