Bottrop. . Zwar ist die Zahl der Kirchenaustritte – anders als in Limburg – in Bottrop nicht angestiegen, eine Umfrage zeigt dennoch, dass die Bürger des Verhalten des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst scharf kritisieren.
Während im Bistum Limburg die Katholiken derzeit reihenweise aus der Kirche austreten – Medien berichten von mehr als 20 Austritten am Tag – kehren nicht mehr Bottroper als sonst der katholischen Kirche den Rücken.
30 Austritte in vier Wochen
In den vergangenen vier Wochen sind laut Harald Lütgebaucks, Leiter des Bottroper Amtsgerichts, 30 Katholiken aus der Kirche ausgetreten – exakt genau so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt 352 Kirchenaustritte (234 Katholiken und 117 Protestanten) habe es in diesem Jahr gegeben, so Lütgebaucks. Ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Da waren es 284 (226 Katholiken und 113 Protestanten).
Der Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst lässt die Bürger aber längst nicht kalt, wie eine kleine Umfrage in der Innenstadt zeigt: „Ich bin der Meinung, Tebartz-van Elst hätte direkt aus dem Amt enthoben werden müssen. Die Pause, die der Papst ihm jetzt verordnet hat, reicht lange nicht aus“, kommentiert Karin Himmelreich (55) die jüngsten Entwicklungen im Fall Tebartz-van Elst. Die Katholikin habe aber in ihrer Gemeinde nur gute Erfahrungen gemacht. „Deswegen habe ich auch keinen Moment daran gedacht, aus der Kirche auszutreten.“ Renate Markgraf (79) findet, dass es sich „in einem so hohen Alter sowieso nicht mehr lohnt, die Kirche zu verlassen. Ich heiße das Verhalten von Tebartz-van Elst zwar nicht gut, aber den Schritt auszutreten wage ich deshalb nicht. Bei den Limburgern kann ich es allerdings wirklich gut verstehen.“
Schon vor 40 Jahren ausgetreten
Heinrich Laskawy (64) ist schon vor mehr als 40 Jahren aus der Kirche ausgetreten. „Ich fühle mich durch die Limburger Geschichte eigentlich nur bestätigt. Ich bin damals ausgetreten, weil ich nicht den Prunk und Protz von reichen Geistlichen unterstützen wollte“, sagt er. Bis zu seinem 18. Lebensjahr sei er selbst Messdiener gewesen.
Hermann-Josef Sondermann (76) geht seit Bekanntwerden der Machenschaften von Tebartz-van Elst nicht mehr in den Gottesdienst. Für das Verhalten des Geistlichen könne er keinerlei Verständnis aufbringen. „Mir ist auch der Reichtum der Kirche bisher nie so bewusst gewesen“, sagt er. Trotzdem zögert Sondermann, den endgültigen Schritt zu machen und auszutreten. „Ich bewundere zum Beispiel den aktuellen Papst Franziskus. Da stecke ich natürlich in einem echten Konflikt“, meint Sondermann.