Als vor 70 Jahren die Bottroper Innenstadt - aber auch die Vororte - durch den großen Luftangriff vom 12. auf den 13. März 1943 in Schutt und Asche gelegt wurde, lag der als „Machtübernahme“ gefeierte Beginn der Nazi-Herrschaft gerade einmal zehn Jahre zurück. Da hatten die Herrscher des „Tausendjährigen Reiches“ längst gezeigt, wohin sie steuerten.

Vor allem litt die Zivilbevölkerung

Gleichschaltung und Ausschaltung der Opposition, Nürnberger Rassegesetze, die Pogromnacht, verharmlosend lange als „Reichkristallnacht“ bezeichnet, in der am 9. November 1938 auch in Bottrop jüdische Geschäfte und Einrichtungen zerstört wurden. Seit 1939 befand sich Deutschland im - von ihm selbst ausgelösten - Krieg. Dass die Bombenangriffe der Alliierten - seit 1941 befand sich Nazi-Deutschland auch im Krieg mit den USA - auch die Städte und die Zivilbevölkerung so treffen würden, hatte sich in diesem Umfang bis dahin niemand vorstellen können.

Zwar hatte es in Bottrop bereits Anfang der 1940er Jahre Luftangriffe gegeben. Aber die Bombardierung durch 384 britische Kampfflugzeuge vom 12. auf den 13. März 1943, die auch Essen und Duisburg schwer traf, war bis dahin der verheerendste Angriff auf die noch junge Industriestadt. Die Kriegs-Auswirkungen auf die Stadt hielt dabei Karl Mende fast schon akribisch in drei Bänden fest, die sich heute im Stadtarchiv befinden. Der städtische Beamte im Range eines Stadtinspektors, 1901 in Bottrop geboren, arbeitete zeitweise auch ehrenamtlich für das Stadtarchiv und als Leiter der Stadtbücherei. Am 24. Juni 1944 endet seine Chronik mit der Einberufung zur Wehrmacht. Danach galt Karl Mende als vermisst.

Aus seinen Aufzeichnungen erfährt der Leser, welche Ziele in der City besonders schwer getroffen wurden. Das Rathaus und Zeche Prosper, die Mädchen-Oberschule, das Kaufhaus Althoff, Woolworth, das evangelische Oberlinhaus für Waisenkinder, St. Cyriakus. Ganze Straßenzüge versanken in Trümmern, die Hauptwasserleitung wurde zerstört. Wie schwer der Angriff war, zeigt, so Karl Mende, die Erwähnung im Heeresbericht des Oberkommandos der Wehrmacht, der Bottrop 1943 erstmals nennt.

Ein Sonderzug für Mütter und Kinder aus dem Hexenkessel Bottrop konnte erst tags darauf die Stadt verlassen. Es wurden Lebensmittel-Sonderrationen vor allen auch für die Obdachlosen ausgegeben. Gut 300 Menschenleben forderte der Krieg in der Stadt.