Bottrop.

Die 12. Bottroper Figurentheatertage sind jetzt erfolgreich zu Ende gegangen. An fünf Tagen standen 17 Aufführungen für alle Altersstufen und zwei beeindruckende Walk-Acts in der Innenstadt auf dem Programm. Dabei wird eines deutlich: Die Stücke werden immer anspruchsvoller, auch das Programm für die Jüngsten, das sich längst nicht mehr im reinen Märchentheater erschöpft. Über die Zukunft der Bottroper Figurentheatertage sprach Dirk Aschendorf jetzt mit dem künstlerfischen Leitungsteam Maja Brüggemeier und Werner Bartelt-Brüggemeier, die sich im nächsten Jahr vom aktiven Bühnenleben und ihrem Figurentheater „Sonstwo“ verabschieden.

Das Figurentheater „Sonstwo“ ist seit fast 25 Jahren fester Bestandteil der Bottroper Kulturszene und die künstlerischen Fäden des Festivals halten Sie beide ebenfalls in den Händen. Wie geht es mit beidem weiter?

Maja Brüggemann: Bis Ostern spielen wir im ,Spielraum’ an der Prosperstraße, dann wird es eine Art Finale geben, in dem wir unsere Produktionen noch einmal Revue passieren lassen. Im November wird mit ,Sonstwo’ definitiv Schluss sein.

Warum eigentlich, das klassische Rentenalter haben Sie noch längst nicht erreicht?

Werner Bartelt-Brüggemeier: Ich werde bald 60, Maja hat das schon hinter sich. Figurentheater zu spielen ist auch eine körperliche Anstrengung. Die Haltung ist immer unnatürlich, da machen irgendwann zum Beispiel die Nackenwirbel nicht mehr mit . . .
Maja: Stimmt, ein Stück haben wir deshalb sogar schon aus dem Repertoire genommen . . .

Werner. Und die Bedingungen werden schlechter. Die Ansprüche an Stücke und Technik steigen, aber die Bereitschaft, dafür auch angemessen zu zahlen sinkt ständig. Mittlerweile gibt es Figurentheater, die für eine Aufführung ganze 80 Euro bekommen, wie uns jetzt Kollegen aus Berlin erzählten. Wenn man dafür acht Stunden Fahrt auf sich nimmt, Technik aufbaut, spielt: rechnen Sie mal nach. Wir machen das nicht, wir spielen für eine Festgage. Aber das sagt doch etwas über die Situation vieler Künstler aus.

Was bleibt von „Sonstwo“ übrig?

Werner: Das Stück „Pirat Eberhard“ verkaufen wir nach Lübeck, alles andere werden wir entsorgen.

Auch die Puppen?

Werner: Nein, die natürlich nicht. Die habe ich alle selbst gebaut. Die bleiben hier und ich nehme auch weiter Aufträge an.

. . . auch im künstlerischen Bereich oder nur als Puppenmacher?

Nein, auch im Künstlerischen. Schließlich mache ich das seit 35 Jahren, davon bald 25 Jahre mit Maja zusammen und dem „Sonstwo“. Maja: Wir geben weiter Seminare, sind pädagogisch aktiv, auf Festivals. Nur gibt es keinen regelmäßigen Spielbetrieb, keine Tourneen.

Stehen Sie weiter als künstlerische Leiter für die Bottroper Figurentheatertage zur Verfügung?

Beide: Auf jeden Fall, wenn die Stadt uns weiter haben möchte.
Maja: Schließlich sind wir von Anfang an dabei, seit 1991. Und was wir mit dem Kulturamt und Sponsoren auf die Beine gestellt haben, ist doch so etwas wie ein Markenzeichen der Stadt geworden.

Gibt es neue Tendenzen in diesem Bereich, was verändert sich?

Werner: Stücke und Technik werden anspruchsvoller, inzwischen ist Figurentheater sogar Uni-Fach, in Stuttgart und Berlin. Man kann nicht mehr einfach ein Theaterchen aufbauen und Kasperle spielen, das verschwindet, wie die Marionetten. Neue Medien, Video, das wird heute miteingebaut. Manches wird hochkomplex, mit großen Figuren und Musik, wie bei Marc Schnittger, den wir im jetzt Festival präsentierten.

2500 Besucher bei den Figurentheatertagen

Insgesamt kamen 2500 Besucher zu den 17 Aufführungen, darunter vier Abendvorstellungen für Jugendliche und Erwachsene, bilanziert Ilse Ortmann vom Kulturamt. Zwei Walk-Acts hatten bereits im Vorfeld in der City auf das Festival aufmerksam gemacht.
Am besten besucht war neben der Eröffnungsvorstellung der „Berliner Stadtmusikanten“ der Auftritt von „Habbe & Meik“, gesponsert von „Konjungtur“. Hauptsponsor ist weiterhin die Volksbank, aber auch das Kultursekretariat Gütersloh förderte einzelne Aufführungen.