Bottrop. .

Die nasse und kalte Jahreszeit naht, grippale Infekte oder gar die echten Grippe - im Fachjargon Influenza genannt - drohen. Drum gibt es nun von allen Seiten wieder den Rat, vorzubeugen und sich rechtzeitig gegen die Grippe impfen zu lassen. Redakteurin Andrea Kleemann sprach mit Dr. Gregor Postberg, Hausarzt, Facharzt für Innere Medizin und Sprecher der Ärzte in Bottrop, über die Hintergründe dieser Impfung.

Wie ist die Grippesaison 2012/13 verlaufen?

Postberg: Die letzte Grippewelle war deutlich heftiger als in den Vorjahren. Es gab mehr Patienten, die an Grippe erkrankten, die Krankheitsbilder waren stärker und der Verlauf der Krankheit dauerte deutlich länger. Mitunter war die Grippe erst nach 17 bis 20 Tagen überstanden. Aber nicht jeder hatte die echte Grippe, es gab zahlreiche andere grippale Infekte.

Worin liegt der Unterschied zwischen einem grippalen Infekt und einer echten Grippe?

Postberg: Die echte Grippe wird durch Viren ausgelöst. Da hilft kein Antibiotikum. Durch eine Virusinfektion muss der Körper so durch. Eine echte Grippe zeigt sich durch ihren akuten und heftigen Verlauf mit hohem Fieber, starkem Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen. Von jetzt auf gleich fühlt sich der Betroffene krank. Ein grippaler Infekt schleicht sich langsam heran mit Halskratzen und laufender Nase.

Inwiefern hilft die Grippeimpfung?

Postberg: Die Impfung beugt nur der echten Grippe vor, Erkältungen kann man trotzdem bekommen. Aber die Grippeimpfung hat einen doppelten Effekt: Einerseits schützt sie davor, selbst zu erkranken und andererseits wird die Infektionskette unterbrochen, die Viren werden also nicht auf andere Menschen übertragen. So lässt sich eine etwaige Epedimiewelle unterbinden, wenn möglichst viele Menschen geimpft sind.

Es gibt Menschen, die von Unverträglichkeiten berichten.

Postberg: Die Impfung ist gut verträglich. In seltenen Fällen kann es nach einer Impfung zu einer so genannten Impfgrippe kommen, die aber bei Weitem nicht so schlimm verläuft wie eine echte Grippe. Für Menschen mit Hühnereiweißallergie gibt es einen alternativen Impfstoff.

Wer sollte sich impfen lassen?

Postberg: Die Stiko (Ständige Impfkommision) empfiehlt die Impfung für alle über 60-Jährigen und chronisch Kranke. Grippe ist eine schwere Erkrankung, die dramatische Folgen haben und tödlich verlaufen kann. Bei Asthmapatienten und Patienten mit chronischer Bronchitis besteht die Gefahr einer Lungenentzündung. Seit zwei Jahren gilt die Empfehlung auch für Schwangere.

Schützt eine Grippeerkrankung der letzten Saison vor einer erneuten Infektion?

Postberg: Nein! Das Grippevirus mutiert ständig und verändert dabei seine Oberfläche. Daher kann man immer wieder erkranken und muss sich jedes Jahr erneut impfen lassen . Der Impfstoff - ein inaktiver Lebendimpfstoff - wird ständig neu aufgelegt und den aktuellen Bedingungen angepasst.

Es gibt amerikanische Studien, die den Nutzen der Impfung in Zweifel ziehen.

Postberg: Unser Gesundheitssystem ist historisch gewachsen und eines der Besten der Welt, die Daten, die den Empfehlungen des Robert Koch Instituts (RKI) zu Grunde liegen sind verlässlich. Die Grippeimpfung ist daher unbedingt zu empfehlen.