Essen. Jetzt kann er wieder Pizza backen. Das Essener Schwurgericht verurteilte am Freitag Giovanni G. (40), der am 16. März vor einer Pizzeria in Bottrop-Fuhlenbrock sechsmal auf seinen Kollegen eingestochen hatte, wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren Haft mit Bewährung.

Damit blieb das Gericht deutlich unter der Forderung von Staatsanwalt Joachim Lichtinghagen und Opfer-Anwalt Alfred Voigt, die wegen versuchten Totschlags fünf Jahre Haft beantragt hatten. Die Strafkammer entschied aber im Zweifel für den Angeklagten und urteilte, dass die Stiche in Brust und Arm im Gerangel fielen und ein Tötungsvorsatz nicht festzustellen sei.

Kammer mit Zeugen unzufrieden

Unzufrieden zeigte die Kammer sich mit den Aussagen der Zeugen und des Angeklagten. Richter Andreas Labentz: „Die Beweisaufnahme war unbefriedigend. Wir haben keinen wirklichen Einblick in die Vorgeschichte der Tat bekommen.“ Wenig plausibel seien die Angaben oft gewesen, Details verschwiegen worden. Erst im letzten Wort habe der Angeklagte einen Sachverhalt geschildert, der stimmig sei und auch die blutigen Stiche erkläre.

Schon in der Pizzeria, so sah das Gericht die Tat, sei es zu einem handfesten Streit zwischen Giovanni G. und seinem 29 Jahre alten Kollegen und Landsmann gekommen. Der Angeklagte sei gegangen, damit die Situation nicht explodiere. Eine halbe Stunde später sei er aber zurückgekehrt. Labentz: „Er wollte zeigen, dass er sich das nicht gefallen lässt, dass er kein Feigling ist.“ Mit einem Messer in der Hand habe er vor der Pizzeria gerufen, der andere solle herauskommen.

Keine Notwehr

Und der 29-Jährige kam. Bewaffnet mit einem Kerzenständer aus Keramik habe er sich „wie ein Stier“ auf den Angeklagten gestürzt und diesen am Kopf getroffen. Der stach dann zu. Auf Notwehr könne der Angeklagte sich aber nicht berufen, entschied das Gericht.

Dass die Strafe zur Bewährung ausgesprochen wurde, sei eine schwierige Frage gewesen, betonte Richter Labentz. Der Angeklagte sei nicht vorbestraft, habe gestanden und eine gute Zukunftsprognose. Den Ausschlag gaben aber das Opfer und der Chef der Pizzeria. Beide hatten im Prozess erklärt, dass aus ihrer Sicht der Angeklagte nicht ins Gefängnis müsse. Auch nach dem Ende der Verhandlung betonten sie gegenüber der WAZ, dass das Urteil in Ordnung gehe. „Pace“ – für die Italiener herrscht wieder Frieden.