Bottrop. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs stellte jetzt eine Broschüre mit Ereignissen zusammen, die Bottrop vor genau 100 Jahren bewegten. Einzusehen ist die Schrift ab sofort im Stadtarchiv.

Seit Monaten steht ein Buch ganz oben auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Es trägt den schlichten Titel „1913“. Autor ist der Kunsthistoriker und Journalist Florian Illies. „1913“ sei ein „seltsames faszinierendes Buch“, so das Urteil der Kritiker. Es ist „die Geschichte eines ungeheuren Jahres, das ein ganzes Jahrhundert prägte“.

1913 - das Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, das letzte Jahr in einer Friedenszeit, die mit 43 Jahren so lange dauerte, wie bis dahin keine andere in Deutschland. Wäre der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. in diesem Jahr gestorben, wäre er nach Meinung mancher Historiker als Friedenskaiser in die Geschichte eingegangen. Aber es sollte bekanntlich anders kommen.

Recherche im Zeitungsarchiv

Wie haben die Menschen vor 100 Jahren gelebt, was hat sie bewegt? Florian Illies lässt in seinem „historischen Panorama“ die „Vergangenheit lebendig werden“. Und wie haben die Menschen in Bottrop wohl vor genau 100 Jahren gelebt? Dieter Hönscher, der dem Stadtarchiv seit vielen Jahren tatkräftig ehrenamtlich zur Seite steht, ist in monatelanger Arbeit genau dieser Frage nachgegangen. Er hat in Tageszeitungen geblättert und recherchiert, was 1913 in Bottrop passiert ist. Und das war eine ganze Menge.

1913 war auch in Bottrop ein ganz spannendes Jahr. Es war das Jahr, in dem zum Beispiel beschlossen wurde, einen „Volksgarten“, den heutigen Stadtgarten, zu bauen, in dem die Heimatvereine in Bottrop und in Kirchhellen gegründet wurden, und es war das Jahr, in dem die Ausschachtungsarbeiten zum Neubau des heutigen Bottroper Rathauses in Angriff genommen wurden.

Die wichtigsten Ereignisse hat Dieter Hönscher in einer Broschüre zusammengestellt, die nun den Archiv-Besuchern zur Verfügung steht. Sie ist eine wahre Fundgrube für geschichtlich Interessierte, sozusagen auch ein kleiner Schatz.

Staubplage und Straßenunterhaltung

Es macht Spaß, in dieser Chronik zu blättern und in die Bottroper Geschichte einzutauchen. So hat Theodor Beulmann eine Schankanlage konzipiert, die innerhalb von 10 Minuten aufgestellt werden konnte. Und das „Reform-Kino Altmarkt-Theater“ eröffnete 1913 - mit dem Film „Die lustige Witwe“.

Aber auch große Ereignisse werden nicht unerwähnt gelassen. Interessant ist, dass vieles vermeintlich Neue, damals schon diskutiert wurde, wie etwa eine besondere Wegeabgabe für Kraftwagen „wegen der Staubplage und der Kosten für die Straßenunterhaltung“.