Bottrop. . WAZ-Redakteur David Schraven und Zeichner Vincent Burmeister lesen aus ihrem Comic „Kriegszeiten“. Das ist schwere Kost, trotzdem ist der Saal voll. Dabei geht es vor allem darum, welche Auswirkungen der Krieg hat – etwa auf die Bundeswehr.
Zehn Jahre Krieg in Afghanistan und kaum einer bekommt es mit. Mehrmals wiederholt David Schraven diese Tatsache am Mittwochabend bei seiner Lesung in der Kulturkneipe Passmanns. Der Leiter des Ressorts Recherche bei der WAZ hat den Krieg in dem Comic „Kriegszeiten“ gemeinsam mit Vincent Burmeister nacherzählt. Das Thema interessiert, gut 50 Zuhörer sind da, sich die schwere Koste anzuhören.
Denn Afghanistan, so Schraven, sei eben nicht nur „Brunnen bohren“, wie man es der Öffentlichkeit gerne darstelle. Überhaupt das Wort „Brunnen“, für den Bottroper Journalisten ein rotes Tuch, das fällt mehrmals am Abend auf. Klar bauten die Deutschen dort tatsächlich Brunnen, doch damit legten sie auch den Grundstein für die nächsten Konflikte, so Schravens Überzeugung. „Was glauben Sie denn, wie viele Rechte man in einem Land, in dem Wasser seit Jahrhunderten knapp ist, verletzt, indem man einfach Brunnen bohrt und sie dann der Bevölkerung überlässt?“
Der Krieg habe die Bundeswehr verändert – weg von einer Armee der Wehrpflichtigen, hin zu einer Berufsarmee, einsetzbar überall auf der Welt. Besonders deutlich wird der Wandel, als Schraven seine Reportage über die erste Offensive einer deutschen Armee seit dem Zweiten Weltkrieg vorliest. Er erzählt von Gesprächen mit Soldaten vor Ort, die froh gewesen seien, endlich „offensiv zu werden“ und ihr „Handwerk“ anwenden zu können. Über mehrere Tage zog sich die Schlacht, bis es gelang, wie geplant das Dorf zu erobern. Selbst eine schwere Panzerhaubitze musste eingesetzt werden. Ein Geschoss, das über Kilometer hinweg Granaten abfeuern kann, die in der Luft explodieren und deren Splitter dann verheerende Folgen haben. Über all das, so Schraven sei nie gesprochen worden. „Die Diskussion über die Bundeswehr blieb einfach aus.“ Gleichwohl betonte Schraven den parlamentarischen Auftrag der Armee.
Dazu wurden Zeichnungen von Burmeister gezeigt. Düstere Bilder, dominiert von Rot- und Ockertönen, die die Stimmung zwischen Krieg und Gefahr auf der einen und Tristesse auf der anderen Seite spiegeln. Dabei sorgt Schraven auch für ungläubiges Staunen und Lacher: Als er erzählt, dass die Deutschen gestandene Kämpfer mittels Playmobil-Figuren zu Polizisten ausbilden.
Am Ende zeigten sich auch die Organisatoren der Lesung, das Literaturbüro Ruhr, zufrieden mit dem Auftakt ihre Reihe „Café Schlaflos“.