Essen. Mehrere Messerstiche versetzte Pizzabäcker Giovanni G. (40) seinem Kollegen vor der Pizzeria „La tegola“ in Fuhlenbrock. Er traf den 29-Jährigen in Arm und Brust. Das bestreitet er am Montag vor dem Essener Schwurgericht auch nicht. Er will aber zuvor selbst mit dem Tode bedroht worden sein.

Auf versuchten Totschlag lautet die Anklage gegen den Mann aus dem kalabresischen San Luca, der seit 20 Jahren zwischen Italien und Deutschland pendelt. Seine Fähigkeiten als Pizzabäcker rühmt sogar Staatsanwalt Joachim Lichtinghagen in seiner Anklage. Anfang 2013 arbeitete Giovanni G. in der Bottroper Pizzeria, den Chef kennt er gut, weil sie beide aus San Luca stammen. Mitte März wollte er eigentlich wieder gehen, doch zwei Tage zuvor kam es zur Tat. Mit seinem Arbeitskollegen, einem Landsmann, gerät er in Streit. Angeblich geht es darum, dass dieser die Pizza für einen Gast in einen Karton legte, statt auf einen Teller. Giovanni G. soll ihn laut Anklage deshalb voller Wut beschimpft haben, bevor er unvermittelt seinen Arbeitsplatz verließ. Nach einer halben Stunde kehrte er zurück.

Zehn Zentimeter lange Klinge

Laut Anklage hielt er in der Hand ein Messer mit einer zehn Zentimeter langen Klinge. Er soll den Kollegen aufgefordert haben, heraus zu kommen. Dort habe er mehrfach auf den 29-Jährigen eingestochen.

Giovanni G. schildert die Tat ruhig und sachlich. Doch alle Aspekte der Wut ordnet er dem Verletzten zu: „Er ist auch ohne Alkohol aggressiv.“ Der Kollege habe gedroht, ihm die Kehle durchzuschneiden. Das habe er, wenn auch erst nach halbstündiger Abwesenheit, nicht auf sich sitzen lassen können: „Wenn ich vor so einer Drohung fliehe, verliere ich mein Gesicht.“ Für Italiener ist die Ehre schützenswert, glaubt man dem Angeklagten: „Wenn er seine Drohung nicht wahr macht, verliert er sein Gesicht.“ Der verletzte Kollege schildert den Streit umgekehrt. Bei ihm ist der Angeklagte der Aggressive, der den Streit anzettelte.

Es kann auch alles ganz anders sein. Schließlich spielten San Luca und die Familiennamen der jetzt in den Streit verwickelten Menschen vor Jahren bei den Duisburger Mafia-Morden die Hauptrolle. Aber der Verdacht auf diesen Hintergrund hatte sich in den Ermittlungen durch die Polizei nicht bestätigt.