Die „Hornissen“ sind angriffslustig. Mit Treffsicherheit, dem richtigen Armschwung und einer Portion Glück wollen sie diese (wenn auch inoffizielle) Stadtmeisterschaft nach Hause holen. Ihre Rivalen, die „Eulen“ – Titelträger aus 2012 und Favorit – geben sich weise gelassen und überlassen den „Hornissen“ den Start. So tritt also Heinz Suchanek (72) in seinem weißen Mannschafts-Shirt beherzt vor, blickt auf den Bildschirm im Foyer des Seniorenzentrums Käthe Braus, greift zur Fernbedienung, schwingt seinen Arm – und sechs virtuelle Kegel fallen. Die ersten Punkte im Kampf um den Wanderpokal im Wii-Seniorenkegeln sind gemacht.

Spielerische Bewegungstherapie

Wii, das ist eine Spielkonsole, mittels derer sich recht lebensnah kegeln bzw. bowlen lässt. Die Aktionen auf dem Bildschirm werden durch die Fernbedienung und vor allem durch die Körperbewegungen der Spieler gesteuert. Für Ulrich Timm, der als Ehrenamtlicher den allwöchentlichen Kegelspaß sowohl im Käthe Braus („Eulen“) als auch im Hans Dringenberg („Hornissen“) Seniorenzentrum organisiert, steht fest: „Dabei wird die Koordination geübt. Es ist eine richtige Bewegungstherapie.“

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Motiviert, sich der sportlichen Herausforderung zu stellen, sind die Teilnehmer allemal. „Eule“ Gretel Raasch (79) etwa bleibt bei ihrem Einsatz zunächst im Rollstuhl sitzen. Doch sie trifft nicht so, wie sie möchte. Unzufrieden steht sie auf – und räumt mit dem nächsten Wurf schließlich doch noch alle zehn Kegel auf einmal ab. Applaus! „Sonst bin ich besser“, winkt sie ab – aber bei diesem besonderen Spiel war sie auch besonders aufgeregt.

Einige Teilnehmer wie „Hornisse“ Heinz Brings (65) haben früher schon gekegelt: „Aber das hier ist völlig anders. Beim Kegeln wirft man mit Effet – macht man das hier, läuft die Kugel sofort zur Seite weg.“ Andere lassen die (virtuelle) Kugel im Alter zum ersten Mal Rollen. So wie die mit 91 Jahren älteste Turnier-Teilnehmerin Anneliese Fellner vom Team „Eulen“. Mit einem Hand am Rollator, holt sie zu einem lässigen Schwung aus – gleich neun Kegel fallen. „Die ist gut“, raunt es von den Rängen. Mit 151 Punkten das Spitzenergebnis der ersten Runde erzielt allerdings eine Rivalin von den „Hornissen“ – und das im wahrsten Sinne des Wortes mit links: Irmgard Schigulski. „Wie das Kegeln im Heim aufkam, war ich von der Idee gleich angetan“, erzählt die 82-Jährige. „Solange man kann, soll man sich bewegen.“

Man merkt schon: Gewinner sind bei diesem ganz speziellen Seniorenkegeln eigentlich alle. Und den Wanderpokal, den nimmt diesmal das Team des Seniorenzentrums Hans Dringenberg mit. Die „Hornissen“ verwiesen den Titelträger souverän mit 721 zu 627 Punkten auf den zweiten Platz.