Bottrop. .

Sommerferien. Das Büffeln für ein paar Wochen vergessen. Vielleicht in den Urlaub fahren. Faulenzen. Arbeiten. Arbeiten? Aber klar: Viele Schüler und Studenten nutzen die Ferien, um ihre Geldbörse aufzufüllen. Und statt einfach mal nicht auf die Uhr zu sehen, ist Pünktlichkeit gefragt. Statt auf dem Badelaken zu entspannen, wird körperlicher Einsatz gefordert. Oder, ganz konkret: Statt sich selbst mit Freunden auf ein Eis zu treffen, serviert Merve Tug im „San Remo“ kühle Leckereien an die Gäste. Seit etwa drei Wochen schon, und meistens fünf Stunden am Tag, erzählt die 17-Jährige gut gelaunt. Der Ferienjob – übrigens ihr allererster überhaupt – macht ihr Spaß, das merkt man. Auch, wenn abends mal der Rücken schmerzt.

Kontakt zu den Gästen

Merve Tug ist jemand, der weiß, was er will. Zweimal fragte die Schülerin, die sich gerade von der Realschule verabschiedet hat und nach dem Ferien am Berufskolleg ihr Fachabi bauen will, beim Eiscafé an. Und beim zweiten Mal kam sie zur richtigen Zeit, eine Aushilfe wurde gebraucht – und die 17-Jährige durfte einen Probetag absolvieren. „Der ist gut gelaufen“, erzählt die Bottroperin, die später einmal Automobilkauffrau werden will und auch jetzt bei ihrem Ferienjob den Kontakt zu den Gästen genießt. Geschirr ein- bzw. ausräumen und Servieren gehört zu ihren Aufgaben; zudem soll sie noch lernen, wie man an der Eistheke die verschiedenen Eisbecher zusammenstellt. Bereits gelernt hat sie, wie man mehrere Tabletts auf einmal trägt. „Bei meinem ersten Versuch ist leider etwas hingefallen – aber da hat hier niemand ein Drama draus gemacht.“ So gut läuft’s, dass die Schülerin auch nach den Ferien im Eiscafé weiter jobben kann. Sie spart u.a. für ein eigenes Auto

Einen passenden Ferienjob zu finden, war für Merve Tug gar nicht so einfach. „Ich habe vor den Ferien in ein paar Klamottenläden nachgefragt, aber die hatten keinen Bedarf“, erzählt sie. „Eine Möglichkeit hätte ich noch in einem Eiscafé in Kirchhellen gehabt – aber das ist für mich zu weit weg“, sagt Merve, die auf den Bus angewiesen ist.

Damit wäre der Movie Park für sie als Einsatzort wohl auch nicht in Frage gekommen – anders als für Desiree Gerwien. Die 25-Jährige sitzt hinter den Kulissen des Zeitreisen-Simulators „Time Riders“ vor einer Wand aus Bildschirmen und teils leuchtenden Knöpfen. Für Uneingeweihte ein verwirrender Anblick, doch die junge Frau, die den englischsprachigen Studiengang Tourismus und Freizeitmanagement in Deventer / Niederlanden belegt, behält den Überblick. Vier von acht Simulatoren sind zu dieser Stunde in Betrieb, und Desiree Gerwien verfolgt via Bildschirm genau den Weg der Gäste, bleibt in Kontakt mit ihren Kollegen draußen und setzt die Simulatoren in Gang.

„Ich habe früher schon neben der Schule hier gearbeitet“, erzählt die Studentin, die selbst ein großer Freizeitpark-Fan ist. In dieser Saison feiert sie gewissermaßen ein Job-Revival in Feldhausen – hauptsächlich, um Geld für die Studiengebühren zusammenzubekommen, die sie in den Niederlanden zahlen muss. „Das sind in diesem Jahr 1800 Euro“, erzählt die Studentin, die nach dem Abi erst einmal für ein Jahr in die USA gegangen war und in etwa anderthalb Jahren ihren Abschluss an der Uni machen wird. Das letzte Semester hatte sie „quasi ausgesetzt“, arbeitet bereits seit Mai im Movie Park und will bis November dort im Einsatz bleiben. Damit gehört sie im Park zu den derzeit 662 „Saisonjobbern“.

Von Februar bis November

Neben rund 90 Festangestellten arbeiten im Movie Park eine ganze Reihe von Saisonjobbern – nicht alle sind Schüler oder Studenten. Laila Faddahi (32) etwa, als Teamleiterin verantwortlich für die Einteilung von in der Hochsaison 35 Mitarbeitern an vier Fahrgeschäften, arbeitet von Februar bis November in dem Freizeitpark.

Im Winter, erzählt die Bottroperin, verdient sie ihr Geld auf dem Weihnachtsmarkt oder im Laden ihres Schwagers – bis die nächste Freizeitpark-Saison beginnt. Seinen Anfang genommen hat das alles 2007. „Ich habe soziale Arbeit und Psychologie studiert“, erzählt Laila Faddahi. „Und es sollte hier eigentlich nur ein Ferienjob sein.“ Doch es packte sie, die Arbeit machte ihr Spaß, sie stieg zur Teamleiterin auf. Zur Hochsaison ist voller Einsatz gefragt: „Ich fange um 9.15 Uhr an.“ Dann muss sie z.B. auf eventuelle Krankmeldungen reagieren. Feierabend ist nach 20.30 Uhr: „Wir schließen die Fahrgeschäfte, machen noch Reinigungsarbeiten.“

Einen ähnlichen Weg könnte Ismail Fakhro gehen. Der 20-Jährige hat im März seine erste Job-Saison im Park gestartet. Derzeit bei Fahrgeschäften im Nickland im Einsatz, will er bis November bleiben. Aber schon jetzt steht für den Neuling fest: Kommende Saison ist er wieder dabei.