Bottrop. . Ruhrtriennale zeigte die Choreographie „Levée des conflits“ auf der Halde Haniel. Das Echo der Zuschauer nach der Aufführung fiel durchaus gemischt aus.
Eine eigens abgewandelte Version von „Levée des conflits“ (Aufhebung der Konflikte) bekamen die Zuschauer am Samstagabend auf der Halde Haniel zu sehen. Trotz strömenden Regens führten 24 Tänzer unter der Leitung des Franzosen Boris Charmatz im Zuge der Ruhrtriennale eine abstrakte Tanzchoreographie vor.
Der Boden des Amphitheaters auf der Haldenkuppe ist mit Rollrasen bedeckt. Rund um die Bergarena sind drei Wagen mit hohen Scheinwerfern verteilt, die während der Choreographie die Bühne umrunden und sie aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Eine Frau in Sportkleidung betritt aus dem Publikum heraus die Bühne und beginnt, im Sitzen mit der Hand den Rasen zu wischen. Kurz darauf scheint sie ihren Kopf in den Boden bohren zu wollen und bewegt dazu ihr Becken in kreisenden Bewegungen. Währenddessen betritt der nächste Tänzer in Jeans und T-Shirt die Bühne und wiederholt diesen Bewegungsablauf.
Ein fixes Bild
In den nächsten Minuten füllt sich die Bühne und die Bewegungen jedes Einzelnen werden von den 24 Tänzern aufgenommen und fortgeführt, bis die Arena gefüllt ist mit Individuen, die eine Art Bewegungskanon vollführen. „Das Stück hat keine Dramaturgie im eigentlichen Sinn“, beschrieb Choreograph Charmatz in einem Interview das Konzept. „Es gibt kein herausragendes Ereignis, der Tanz entsteht und löst sich wieder auf, die ganze Zeit.“
Laut Charmatz sind alle Bewegungsabläufe und Übergänge minutiös zeitlich geplant. Die Bewegungen sollen ein fixes Bild darstellen, das den Zuschauer in seinen Bann, in eine Art „Wirbelsturm“ zieht. „Dieses Bild hat der Zuschauer innerhalb weniger Sekunden erfasst“, sagt Charmatz. „Danach muss man das System an sich verstehen.“
Der Tanz wird von einer eher ungewöhnlichen musikalischen Komposition begleitet. Mehrere Tonspuren werden aufeinandergelegt, man hört Elemente von Rap, Jazz, klassischer und zeitgenössischer Musik heraus. Die Musik verstärkt den Eindruck des „Konflikts“, den Charmatz darstellt. Wegen des Regens dauert das Stück rund 70 Minuten und ist somit etwas kürzer als die Originalversion.
Nach der Vorstellung waren die Eindrücke der Zuschauer gemischt. „Fantastisch“, findet eine Dame die Choreographie. „Ich habe mich von dem Tanz wie in eine Art Trance versetzt gefühlt.“ Ihre Nachbarin: „Es war definitiv eine Herausforderung, weil der Tanz so abstrakt war. Aber genau das finde ich so faszinierend.“ Andere Zuschauer hat das Stück nicht überzeugt. „Zu dieser Art von Kunst habe ich keinen Zugang“, stellt ein Besucher fest. „Ich habe in den Bewegungsabläufen keinen Sinn gesehen, das war doch etwas zu abstrakt.“ Ob negative oder positive Kritik, in einem Punkt scheinen sich alle einig zu sein: Dass die Tänzer trotz des Regens aufgetreten sind, beeindruckt das Publikum. Zudem wird ihre körperliche Fitness gelobt, bewegten sie sich doch über eine Stunde lang ununterbrochen in fließenden, teilweise ruckartigen Bewegungen.