Bottrop.

Die Kosten für die Müllentsorgung können bei einem Kauf des Kraftwerks Karnap durch die Städte Bottrop, Gelsenkirchen und Essen im schlechtesten Fall um über 40 Prozent steigen. Das geht aus Unterlagen über die Verkaufsverhandlungen zwischen den drei Städten und RWE hervor.

Darin heißt es: „Das vorläufige Verhandlungsergebnis mit RWE führt dazu, dass die Entsorgungskosten im schlechtesten Fall bei rund 85 Euro/Mg brutto liegen“. Das Kürzel Mg steht für 1 Megagramm, also 1 Tonne. Zurzeit zahlt die Stadt 60 Euro pro Tonne, die sie in Karnap anliefert, erfuhr die WAZ im Rat. Dieser Preis gilt als konkurrenzlos günstig. Die Karnap-Städte können ihn erzielen, weil sie und das Land in den 90er Jahren gut 60 Prozent Zuschüsse zu den Baukosten des Müllheizkraftwerks gezahlt hatten. Deshalb entsorgen sie ihren Hausmüll in Karnap zum sogenannten Selbstkostenpreis.

Wie berichtet, laufen diese Verträge Ende 2014 aus. Die Städte verhandeln daher mit RWE Generation SE über einen Kauf des Kraftwerks zum 1. Januar 2015. Die RWE-Tochter hat sich bereit erklärt, den Müll auch über 2014 hinaus zu ähnlichen Bedingungen zu entsorgen. Für ihre Verhandlungen haben sich die Gesprächspartner eine Frist bis Ende September gesetzt, sie haben aber nun bis Ende 2015 zeit, das Geschäft abzuwickeln.

Trotz des Kostenanstiegs bewerten die Städte die Übernahme des Müllheizkraftwerks als attraktiv. Da das Kraftwerk mit dem Hausmüll aus Essen, Gelsenkirchen und Bottrop nicht ausgelastet sein wird, hoffen die drei Städtepartner, dass sie die freien Kapazitäten vermarkten und so Erlöse erzielen können. Somit „bestehen erhebliche Potenziale, die genannten Entsorgungskosten von 85 Euro/Mg (brutto) zu unterschreiten“, heißt es. Die drei Städte wollen ab 2015 gut 384 000 Tonnen Müll in Karnap verbrennen. Demnach sind etwa 100 000 Tonnen frei vermarktbar.

Bei einer Ausschreibung werde die Müllentsorgung womöglich noch teurer, argumentieren die Verhandlungsführer der Städte. „Im Vergleich zum erwarteten Ausschreibungsergebnis 70 - 110 Euro/Mg (brutto), das durch eine mögliche Zuweisung eher am oberen Ende erwartet wird und im Vergleich zu EKOCity mit 145 Euro/Mg (brutto)“ könne der Kauf des Kraftwerks „eine sichere, ökologische und wirtschaftlich attraktive Lösung“ sein.

Wie berichtet, verhandeln die Städte und RWE über einen Kaufpreis von 68 Millionen Euro. So steht es auch in dem Entwurf des „Letter of Intent“ (Absichtserklärung), der der WAZ vorliegt. Die Betriebsführung übernimmt RWE. Die Kosten dafür „belaufen sich auf 17,5 Mio.“ Euro pro Jahr. Die erzeugte Energie nimmt ebenfalls RWE „zu einem Entgelt von 11 Mio. € pro Jahr bei 487 000 t Abfall“ ab.