Bottrop. Die Stadt macht von sich reden und wird nach all den Jahren voller Bottrop-Bashing auf einmal auch völlig anders wahrgenommen.
Rot. Gelb. Grün. London ist rot. Logisch. Wegen der Telefonzellen und der Busse. New York ist gelb. Wegen der Taxis - und Bottrop ist grün, weitaus grüner als das Ruhrgebiet.
Weil dieser Stadt nichts bleibt als Hoffnung auf eine gute Zukunft? So verschuldet und wirtschaftskraftlos wie sie ist? Als letzte Bergbaustadt mit Blick auf 2018 vor dem Verlust von Hunderten Jobs? Also gilt es in Bottrop eher schwarz zu sehen, wie uns ein Tagebuchschreiber im Bottblog neulich aufschrieb?
1Boah, ist das grün hier. Das Erstaunen der Tagestouristen ließ Revierwerber schon zu Schimanskis Zeiten jubeln. In Bottrop ist aber Tatsache, was anderswo als mediales Farbspiel marketingmäßig daherkommt. Mag das Revier grün sein, Bottrop ist grüner: Mehr als die Hälfte des Stadtgebiets ist grün.
2Also waren sie hier mit der Idee um die Farbe Grün längst ein Stückchen weiter. Stadtplaner haben ein Konzept in der Schublade, mit der sich die Stadt ins rechte Licht rücken kann. Ein Team um Prof. J. Alexander Schmidt legte konkret dar, wie die Stadt in grünes Licht zu tauchen wäre - energieschonend. Da war von Innovation City noch kaum die Rede. Nun, die Sache hat wohl Moos angesetzt.
3Es mag an dem Klimaschutzprojekt so einiges auszusetzen geben, doch zumindest ist mit dem Titel Innovation City mehr erreicht, als die bald beerdigte Stadtmarketing-Gesellschaft je versucht hätte: Bottrop wird wahrgenommen, auch medial anders wahrgenommen. Beim Bundespräsidenten zum Beispiel, der Vize-Kanzler war neugierig darauf, die Ministerpräsidentin sowieso, und der SPD-Bundesvorsitzender Gabriel fläzte sich in Bottrop werbewirksam ins rote Sofa.
4Spricht nicht auch die Resonanz auf den Ideenaufruf von WAZ und Regionalverband Ruhr (RVR) dafür? Was fehlt dem Revier?, fragten WAZ und RVR. Und einer der Leser (außerhalb Bottrops) sagt uns: eine Seilbahn vom Tetraeder, dem Wahrzeichen Bottrops, das der RVR ja zum Revier-Symbol erklärt hat, zur Bergarena. Beides Publikumsmagneten, die Besucher über das Revier hinaus anziehen. Innovation City setzte eine ähnliche Idee mit einer moderneren Variante frei: eine H-Bahn von Bahnhof zu (Omnibus-)Bahnhof.
5London, New York, Bottrop. Da steigt wohl einem der Lokalpatriotismus zu Kopfe! Finden Sie? Schon vergessen, dass das Josef-Albers-Museum an einer Tournee mitwirkte, die Werke von Josef Albers in Bottrop wie in Paris, Lissabon und New York zeigte. Bei Big Apple fällt uns übrigens ein, dass der Berliner Tagesspiegel unseren Stadtgarten zu den „großartigen Parks dieser Welt“ zählt, neben dem Bois de Boulogne in Paris und dem Central Park in New York. Keine Ironie, sagt Stadtsprecher Pläsken. Denn vom Stadtgarten kommt man nur durchs Grüne bis in Hollands Reichswälder. Bottrop ist eben grüner.