Bottrop. . Vier Rettungswagen der Feuerwehr sind ständig einsatzbereit, ein fünfter steht als Reserve parat.Jeder Feuerwehrmann ist auch Sanitäter. Der Notarzt eilt im eigenen Wagen hinzu.
Herzschlag und Blutdruck können sofort beobachtet werden, wenn nötig bekommt der Patient Sauerstoff – das sind Standards auf jedem Rettungswagen. Die fünf Rettungswagen der Feuerwehr sind voller Technik. Vier sind ständig einsatzbereit – drei sind in Alt-Bottrop stationiert, der vierte in Kirchhellen, ein fünfter steht als Reserve parat.. Und sollte auch das nicht ausreichen, können die Sanitäter auch mit einem Löschrettungsfahrzeug ausrücken. Das ist zwar ein klassisches Feuerwehr-Auto, hat aber alles Nötige an Bord, um Leben retten zu können.
Denn, das weiß Oberbrandmeister Ralf Brombach aus Erfahrung: „Rettungsdienst ist nicht planbar.“ Es könne den ganzen Tag ruhig sein, aber im Zweifelsfall stürze dann all das, was tagsüber nicht passiert ist, auf die Kollegen ein, die in der Nacht die Wagen besetzen. Er und seine Kollegen müssen immer auf alles vorbereitet sein. Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall müssen sie nahezu täglich versorgen, dazu kommen Einsätze bei Unfällen oder der Transport von Betrunkenen. Brombach hat schon viel erlebt, er lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Denn am Einsatzort sollte keine Hektik aufkommen. Oft sind Angehörige der Patienten oder andere Unfallbeteiligte ja aufgeregt genug.
Der Notarztwagen holt den Arzt vom Marienhospital ab
Tagsüber sind immer zwei Rettungswagen-Besatzungen in der Wache an der Hans-Sachs-Straße eingesetzt, dazu kommt das Team des Kirchhellener Rettungswagens. Drei Teams für vier Fahrzeuge? Da kommt es der Feuerwehr zugute, dass jeder Feuerwehrmann sowohl im Rettungsdienst einsetzbar ist als auch für die Brandbekämpfung. Mit Abschluss ihrer 18-monatigen Ausbildung sind sie Rettungssanitäter, später folgt die Fortbildung zum Rettungsassistenten. Für den dritten Rettungswagen in der Hauptwache heißt das, es ist nicht eigens eine Besatzung da. Im Notfall übernehmen zwei Kollegen, die sonst im Brandschutz eingesetzt sind. „Im Regelfall besteht die Besatzung eines Rettungswagens aus einem Rettungsassistenten und einem Sanitäter als Fahrer“, erklärt Brombach. Vor Ort können die beiden Feuerwehrleute dann die Situation beurteilen und erste Maßnahmen einleiten. „Etwa das Legen eines Zugangs.“ So kann der Notarzt schnell die nötigen Medikamente verabreichen. In Bottrop setzt die Feuerwehr auf das „Rendezvous-System“: Bei einem Notfall rückt der Rettungswagen auf direktem Weg zum Einsatzort aus, ein Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) fährt zum Marienhospital, holt den Notarzt ab und kommt dann zum Einsatzort.
Das NEF hat Medikamente für fast jeden Fall an Bord. Eine Kühlung hält die Medikamente auf Temperatur, dazu kommen Unmengen an Taschen, Rucksäcken und Koffern, die alles enthalten, was an einem Einsatzort gebraucht werden könnte. „In einem Koffer sind 51 Medikamente“, sagt Brombach. Dazu kommen die gleichen Geräte wie auf einem Rettungswagen, „schließlich könnte ja auch dieser Wagen einmal zuerst am Einsatzort sein“, so Brombach.
Zur Desinfektion gehen Sanitäter unter eine spezielle Dusche
Ein Grund, warum ein Rettungswagen ausfällt und ein Ersatzfahrzeug nötig ist, ist die Desinfektion. Regelmäßig muss das Innere der Rettungswagen desinfiziert werden. Dazu kommen Aufenthalte in der Desinfektionshalle auf dem Hof der Feuerwehr, wenn Patienten mit ansteckenden Krankheiten oder Infektionen transportiert wurden.
45 bis 60 Minuten dauert es, bis ein Wagen komplett durchgewischt ist – inklusive Fahrerkabine und aller Geräte. Dann muss das Mittel einwirken. Ein Desinfektionsautomat sorgt für die richtige Dosierung. Diese wiederum richtet sich auch danach, welche Krankheit der letzte Patient hatte. „Nach einer offene Tuberkulose muss man beispielsweise anders desinfizieren als nach anderen Krankheiten“, sagt Brombach. Dafür gibt es unter den Feuerwehrkräften ausgebildete Desinfektoren. Nach einer Infektionsfahrt müssen aber nicht nur die Wagen gründlich gereinigt werden, gleiches gilt auch für die Rettungskräfte. „Sie stellen den Wagen in der Desinfektionshalle ab und gehen dann hier direkt unter eine spezielle Dusche“ sagt Brombach. Sie kommen gar nicht erst wieder in die Wache, bevor sie sich nicht gewaschen haben. Generell, so urteilt er, sei der Rettungsdienst allein aufgrund der Vielzahl der Einsätze stressiger und belastender. Zahlen belegen das. 6873 Rettungseinsätze mussten er und seine Kollegen im Jahr 2012 fahren, davon 3766 als Einsätze mit Notarzt.