15 WAZ-Leser blicken hinter die Kulissen von Brabus – und staunen darüber, was der Automobilveredler für seine Luxus-Kunden möglich macht. Zur Überraschung vieler bietet das Unternehmen mehr als nur Mercedes.

Hand aufs Herz: Wer ist nicht schon einmal über die Kirchhellener Straße gen Norden gefahren und hat auf dem Eigen den Kopf nach rechts verdreht? Einen schnellen Blick auf die Luxuswagen bei Brabus riskieren doch die meisten Bottroper. 15 von ihnen hatten die Gelegenheit zu mehr als einem flüchtigen Blick. Für sie öffnete die WAZ Pforten bei Brabus. Und Pressesprecher Sven Gramm führte sie hinter die Kulissen des Automobilveredlers.

1. Werkstatt: Hier staunen die WAZ-Leser zum ersten und garantiert nicht letzten Mal. Die Autos, die hierher kommen und veredelt werden sollen, werden zunächst komplett auseinander genommen. In einem Winkel steht die nagelneue S-Klasse, die Mercedes gerade erst der Weltöffentlichkeit präsentiert hat. Ein Blick ins Innere dieses Exemplars: Es ist komplett leer. Armaturenbrett, Lenkrad, Sitze – alles wurde ausgebaut. Denn der Luxus ab Werk reicht den Brabus-Kunden nicht aus. „Wahnsinn“, murmelt WAZ-Leser Erich Lauer. Zur Werkstatt gehört auch der Leitstand, hier finden die morgendlichen Besprechungen statt. Die Magnetwände rundherum sind voll mit Aufträgen aus aller Welt. Gramm: „80 Prozent dessen, was wir hier machen, bleibt nicht in Deutschland.“

Die Arbeit in der Sattlerei.
Die Arbeit in der Sattlerei. © WAZ FotoPool

2. Sattlerei: Hier entsteht die edle Innenausstattung. Gramm erklärt, dass hier nur besonderes Leder verarbeitet wird, das speziell gegerbt und gefärbt wird, damit es atmungsaktiv bleibt. Eine Eigenschaft, die in Stuttgart verwendetem Leder abgeht. Dabei entstehen hier nicht nur die Sitze. Einer der Mitarbeiter arbeitet gerade an einem kompletten Fußboden für ein Auto. „Der Besitzer wollte keinen Teppich im Wagen“, sagt Gramm. Und dann macht Brabus alles möglich, was der Kunde wünscht und die Sicherheit nicht beeinträchtigt.

3. Klassik-Halle: Für einige WAZ-Leser auf der Tour die nächste Überraschung. Dass Brabus inzwischen auch Fahrzeuge restauriert – und zwar von Grund auf – ist ihnen neu. Staunen bei dem Mercedes-Klassiker schlechthin. Der 300-SL-Flügeltürer fasziniert ebenso wie die Ferrari, die hier stehen. Eine Million Euro für einen Enzo oder gar zwei Millionen Euro für einen FXX werden aufgerufen. Letzterer hat keine Straßenzulassung und darf nur auf Rennpisten gefahren werden, glänzt aber immerhin mit einem Michael-Schumacher-Autogramm auf der Front.

4. Werk III: Mercedes sucht man in dieser Halle vergeblich. Stattdessen dominieren hier weiße Geländewagen der Nissan-Tochter Infinity. Die Brabus-Tochterfirma CRD soll sie veredeln. Sie sollen dann als Sebastian-Vettel-Edition verkauft werden. Auch für andere Hersteller fertigt CRD Kleinserien oder baut Fahrzeuge für den europäischen Markt passend um.

Beim Motorenbau braucht es Präzsion, erklärt Sven Gramm (li.)
Beim Motorenbau braucht es Präzsion, erklärt Sven Gramm (li.) © WAZ FotoPool

5 . Motorenbau: Bis zu 80 000 Euro könne so ein Zwölfzylinder durchaus kosten, erklärt Sven Gramm den WAZ-Lesern. Sämtliche Motoren werden in Bottrop entwickelt und auch hergestellt. Selbstverständlich greife man dafür auf Lieferanten zurück, „doch die Entwicklung aller Teile haben wir in die Hand genommen und die Produktion erfolgt nach unseren Vorgaben“. Erst seit wenigen Tagen ist der Motorenbau vom Werk I in das neue Werk III umgezogen. Es herrscht konzentrierte Ruhe, schließlich ist der Zusammenbau eines Motors keine einfache Aufgabe. Präzision ist gefragt. Am Ende muss alles stimmen. Jeder Mechaniker unterschreibt für den Motor, den er baut. Auf zwei Prüfständen werden alle Entwicklungen zudem einem Härtetest unterzogen.

6 . Smart-Brabus: Dahinter steckt das Joint-Venture mit Mercedes. Brabus ist der offizielle Werks-Veredler von Smart. Hier in Bottrop entstehen vor allem extravagante Kleinwagen nach Kundenwünschen. Dann auch gern mal im offiziellen Lamborghini-Rot für diejenigen, die in Monaco mit ihrem Sportflitzer keinen Parkplatz finden, sonst aber nicht auf das Lamborghini-Gefühl verzichten wollen. Es gilt also auch hier: Alles wird möglich gemacht, hat aber am Ende auch seinen Preis. Wer will, kann dann rund 60 000 Euro für einen der Kleinwagen ausgeben – wahlweise benzin- oder stromgetrieben.