Bottrop.
Die Halde Haniel fasziniert Besucher wie Künstler gleichermaßen. Auch der französische Tänzer und Choreograf Boris Charmatz habe sich ausdrücklich die Bergarena auf dem Dach des Industrie-Reviers als Aufführungsort der Ruhrtriennale gewünscht, sagt Lukas Crepaz. Der Geschäftsführer des internationalen Festivals, selbst Österreicher und inzwischen bekennender Ruhrgebiets-Fan, kann diesen Wunsch nachvollziehen.
Ein spezielles emotionales Erlebnis
Gerade für experimentelle oder größer angelegte Stücke sei die Halde ein idealer Ort. Sein Kollege Hendrik von Boxberg, Pressechef der Ruhrtriennale sekundiert: „Für alle, sicherlich auch für die Künstler, ist die Halde immer auch ein spezielles emotionales Erlebnis.“ Die Choreografie „Levée des Conflits“, was soviel heißt wie „Aufhebung der Gegensätze“ ist zwar keine Neuproduktion für die Ruhrtriennale - die sich vor allem zu Beginn mit ihren eigenen Kreationen einen Namen machte. „Aber Charmatz und das Team haben die Arbeit für die Bergarena adaptiert, nicht einfach ein zu eins übernommen“, sagt Crepaz. Für ihn rege allein schon die surreale Qualität der Halde an, Kunst zu machen.
„Levée des Conflits“ ist eine Choreografie für 24 Tänzer . Aber bei Charmatz hat das Ganze - natürlich möchte man fast schon hinzufügen - nicht mit klassischen Tanz oder gar Ballett zu tun. Eine eher offene Form, eine bewegliche Skulptur: das trifft den Charakter der Arbeit schon eher. Und Aufhebung der Gegensätze, des Konflikts, bedeutet sicher insofern auch Abkehr von Handlung. Schwerelosigkeit präge die Choreografie, wiederkehrende Bewegungen, ein Bild, in dem man sich selbst verlieren kann. Die Arbeiten des Franzosen haben immer auch auch eine meditative Atmosphäre. Mit exaktem Timing und Licht kreiert er eine beinahe meditative Atmosphäre.
Und: Charmatz lässt sich ganz auf den Raum ein. „Nichts wird verändert, keine Bühne eingebaut, das komplette Rund der Arena wird bespielt, lediglich der Boden wird mit Rasen ausgelegt, kreisende Lichteffekte nehmen die Form der Spielstätte auf“, so von Boxberg.
Und was passiert, wenn das Wetter nicht mitspielt? Bei der Halde ja sicherlich keine theoretische Frage. „Zwei Tage vorher muss die Entscheidung fallen. Wird ernsthaft mit Gewitter oder Starkregen gerechnet, ziehen wir in den Lichthof des Berufskollegs“, so Hendrik von Boxberg. Aber: „Wir rechnen fest mit gutem Wetter.“ Fest steht ebenfalls: Die Halde wird auch 2014 wieder zum Triennale-Ort.
Boris Charmatz: Vom Tischtennis-Spieler zum Tänzert
Er war einst Tischtennis-Spieler und gilt inzwischen als wilder Spieler mit den unterschiedlichsten Formen des Tanzes. Für seine Arbeit, bei der er regelmäßig alle Formen zu sprengen scheint, wurde der 1973 geborene Franzose im vergangenen Jahr von einer internationalen Kritiker-Jury zum Choreografen des Jahres“ gewählt. Jetzt eröffnete er mit „enfant“ die diesjährige Salzburger „Sommerszene“ und war danach mit Bachs „Partita 2“ auf der Bühne zusammen mit Anne Teresa De Keersmaeker beim Wiener Festival „Impulstanz“ zu erleben. Mit „enfant“ gab Charmatz bereits 2012 sein Debüt bei der Ruhrtriennale. Mit dem Stück über das Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen vor dem Hintergrund der Pädophilie-Skandale hatte Charmatz für Kontroversen gesorgt.
Karten für die Aufführungen von „Levée des Conflits“ auf der Halde am 24. & 25. August jeweils um 20 Uhr gibt es im WAZ-Ticket-Shop in Bottrop an der osterfelder Straße/Pferdemarkt bzw. unter Tel: 0221/280 210 oder im Internet: www.ruhrtriennale.de