Traurige, enttäuschte, niedergeschlagen wirkende Gesichter: Rund 100 Beschäftigte von Huber Packaging kommen zur Belegschaftsversammlung, doch sie verhalten sich auffallend ruhig. Es ist eine Ruhe, in der stilles Entsetzen liegt. Die Geschäftsführung hatte angekündigt, die Produktion noch im Laufe des Jahres von Bottrop an den Hauptsitz nach Öhringen in Süddeutschland zu verlagern, praktisch die Produktion hier einzustellen. 115 Mitarbeiter sind betroffen. Gestern stellte der Gesamtbetriebsrat der Belegschaft in Bottrop ein Alternativ-Konzept dazu vor.

Kein Heile-Welt-Papier

Das Fazit ihres Sachverständigen, Martin Schwarz-Kocher vom IMU-Institut: „Die Maßnahme der Geschäftsführung ist betriebswirtschaftlich gesehen Unsinn.“ Das Gegenkonzept, das er mit der Betriebsrats-Seite erarbeitet hat, ist jedoch kein Heile-Welt-Papier, es sieht ebenfalls Stellenstreichungen vor. Allerdings in wesentlich geringerem Umfang.

Statt der 110 Arbeitsplätze (115 Betroffene) geht das Gegenkonzept von 35 Beschäftigten aus, die ihren Arbeitsplatz verlören. Der Standort Bottrop solle „in einem reduzierten Funktionsrahmen“ erhalten bleiben. Auch der Logistikstandort könne bleiben. Insgesamt würden mit diesem Konzept 2,2 Millionen Euro jährlich eingespart. Ein Posten dabei sei – neben anderen – eine Ersparnis beim Sozialplan.

In einem offenen Brief nahm die Geschäftsführung gestern Stellung zum Scheitern des Interessenausgleichs und zu dem Vorwurf, sie habe das Alternativkonzept nicht geprüft. Sie habe sich „eingehend und mit der notwendigen Gründlichkeit mit dem IMU-Gegenkonzept beschäftigt“, heißt es darin. Das Gegenkonzept und die Gespräche hätten gezeigt, „dass die Vorstellungen und Ausgangspunkte für die Berechnungen weit auseinander liegen und auch unterschiedliche Ziele angestrebt werden, so dass wir unüberbrückbare Differenzen sehen, die einer Einigung entgegenstehen. Darüber hinaus werden dort Ansatzpunkte genannt, die nicht mit den Markt- und Unternehmensrealitäten übereinstimmen“.

Die Situation, heißt es, eskaliere. Der Krankenstand liege bei 50 Prozent. Den Beschäftigten steht die Angst vor der Zukunft ins Gesicht geschrieben. „Ich bin sehr ungehalten über die Entscheidung der Geschäftsführung“, schimpft Heiko Schmidt, Betriebsrats-Vorsitzender in Bottrop, vor der Belegschaft. Wie es weitergehen soll? „Vielleicht können wir doch noch etwas bewegen“, sagt er. „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Es hellt die Gesichter nicht wirklich auf.