Sie haben wochenlang gebüffelt und dann ihr Abitur gemacht, doch lange ausruhen wollen Franziska Trippe und Johanna Fries nicht. Im September gehen die beiden Bottroperinnen für drei Monate arbeiten – freiwillig und nicht für Geld. Sie machen ein Praktikum im afrikanischen Gambia, im Kinderdorf Bottrop.
„Ich wollte schon seit langem nach Afrika“, erzählt die 18-jährige Johanna Fries. Bilder von Afrika, auch von hungernden Menschen, habe sie schon lange im Kopf. „Irgendwie kommt dann sofort der Wunsch auf, zu helfen.“ Franziska Trippe kennt Afrika schon, ihr Patenonkel arbeitet als Korrespondent in Kenia, vor Jahren hat sie ihn mit der Familie besucht. „Das Land hat mich fasziniert“, sagt sie, „aber ich habe auch die Armut der Menschen gesehen, die großen Slums. Da hat sich dann etwas entwickelt.“ Und so entschieden sich die jungen Frauen für das Kinderdorf Bottrop in Gambia.
Wolfgang Gerrits, 1. Vorsitzender von „Partner für Afrika e.V.“, des Trägervereins des Kinderdorfs, war sofort einverstanden. Er erhofft sich von ihnen vor allem, dass sie das Projekt aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachten. „Die Erwartung, die ich habe, ist, dass sie nach drei Monaten sagen können: Da könnte es organisatorisch oder schulisch vielleicht noch besser laufen.“
Die Bottroperinnen würden vor allem im Kindergarten mitarbeiten. Der wird von 235 Jungen und Mädchen besucht. In die High Scholl, Herzstück des Projekts, gingen 1650 Schülerinnen und Schüler. Und über eines ist Wolfgang Gerrits besonders froh: „Von den Jugendlichen, die den Abschluss machen, sind 35,9 Prozent Mädchen. Im Jahrgang 10 sind über 50 Prozent Mädchen. Für ein muslimisches Land ist das eine ungewöhnlich hohe Quote.“
Der andere Blickwinkel auf die Menschen, auf das Land, abseits alles Touristen-Pfade, das hat auch Franziska Trippe und Johanna Fries gereizt. „Ich erwarte, dass wir den ganz normalen Alltag der Menschen ein bisschen kennen lernen“, sagen sie. „Vielleicht nimmt uns ein Lehrer ja mal mit in sein Dorf, zu seiner Familie. Wir freuen uns drauf“, sagen die Abiturientinnen, die unüberhörbar über ein starkes soziales Engagement verfügen. Auf die gewohnte Waschmaschine werden sie verzichten, für die Verpflegung müssen sie selbst sorgen. Für die jungen Bottroperinnen gar kein Problem. Im Gegenteil. „Ich freu’ mich darauf, in einer Umgebung zu leben, in der das alles nicht selbstverständlich ist“, sagt Johanna Fries.