Bottrop/Ruhrgebiet.

Selten steht ein Fluss so sehr für Wandel, Zerstörung, Umbau - aber auch Wirtschaftskraft, Innovation und die letztlich überlebende oder wieder belebte Natur einer Region, wie die Emscher.

Um diese Entwicklung des einst fischreichsten, wilden Gewässers, das dem nördlichen Teil des alten Reviers als Emscherregion sogar seinen Namen wie einen Stempel aufdrückte, bis zum riesigen Öko-Projekt von heute geht es im Buch „Emscher 3.0“. Der 208 Seiten starke Band des renommierten Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie ist jetzt im Kettler Verlag erschienen.

„Von Grau zu Blau - oder wie der blaue Himmel über der Ruhr in die Emscher fiel“, so der Untertitel: Wer denkt da nicht an Willy Brandt, der 1961 forderte, der Himmel über der Ruhr müsse wieder blau werden.

Dabei schlagen die zehn Autorinnen und Autoren des bekannten Think Tanks, den Johannes Rau als Vordenker für neue postindustrielle Entwicklungsmodelle in seiner Heimatstadt installierte, einen ambitionierten Bogen durch die Geschichte des Flusses und der Region. Darüber hinaus versuchen sie den Spagat der Adressaten: „Von politischen Entscheidungsträgern, Fachleuten aus Wirtschaft, Umwelt, Soziologie oder Kultur und dem Bewohner der Region, der sich für die Entwicklung entlang des Flusses und dessen gerade stattfindende Umformung interessiert“, sagt Uwe Schneidewind, Präsident des Instituts.

Der Band ist eine konzise Nachzeichnung des Emscherumbaus der nach dem Fluss benannten Genossenschaft. Aber er liefert mehr: Hintergründe, Daten, Quellen und (mögliche) Auswirkungen des Projekts Emscher in seiner Beispielhaftigkeit. Das gelte für China mit seinen Umweltproblemen aber auch hiesige Großprojekte, wie die Energiewende oder eine ebenso wirkungsvolle wie ästhetisch ansprechende Gestaltung von Wind- oder Chemieparks, so Schneidewind.

Acht Kapitel, auch einzeln zu lesen, kein quälender Wissenschaftsjargon. 17, 90 €, Kettler Verlag, Bönen.