Bottrop. .

Es klingt ein bisschen nach verkehrter Welt, aber das ist es beileibe nicht: Eine Ferienfreizeit, bei der die Kinder richtig leise sind, entspannt ruhig. Christine Jatzek, pädagogische Leiterin des Kinderschutzbundes, gelingt damit ein Kunststück. Am Vormittag meditiert sie mit den Kindern.

Annika, 10, sitzt mit fünf, sechs anderen Kindern draußen auf einer Decke. Sie sitzt im Schneidersitz, hält die Augen geschlossen und sieht aus, als sei sie gedanklich ganz, ganz weit weg. Christine Jatzek spricht mit ruhiger Stimme. „Stellt euch vor, ihr seit auf einer großen, grünen Wiese, wo es viele bunte Blumen gibt.“ Alea, 9, legt den Kopf leicht zur Seite. Burcu, 11, nickt zwischendurch, als sie vor ihren geschlossenen Augen etwas sieht, von dem Christine Jatzek spricht. Ein Bild ungestörter Harmonie, an dem Biotop in der Kleingartenanlage Beckheide („Friedlicher Nachbar“).

Sauerampfer für die Suppe

Der Kinderschutzbund macht bereits seit vier, fünf Jahren in der dreiwöchigen Ferienfreizeit eine Stippvisite in der Kleingartenanlage. Günter Petzuch, Schriftführer im Bezirksverband Bottroper Kleingärtner, ist sichtbar dankbar für den Besuch. Für ihn ist es wichtig, Kinder mit der Natur und den Schrebergärten bekannt zu machen.

Und Christine Jatzek nutzt die Anlage und das Grün, um den Kindern den Blick zu weiten. Die Meditation ist dabei nur ein Punkt unter vielen. „Ich möchte die Kinder zur Ruhe bringen“, sagt sie. Dieser Tag steht unter dem Thema: Körper und Geist in Einklang bringen. Dazu gehört auch das Stricken, Malen, das Sammlen von Kräutern auf der Anhöhe. „Ich komme aus Schlesien“, erzählt sie. „Als Kind habe ich immer Kühe gehütet und die alten Frauen haben mir viel über die Kräuter erzählt.“ Heute gibt die Bottroperin ihr Wissen weiter, erklärt den jungen Freizeitgästen, dass der Spitzwegerich gut für den Magen ist, dass er das Blut reinigt; dass man aus Sauerampfer Suppen machen kann; dass Wermut auch Soßen verfeinert; wann man am besten Blätter Himbeer-Blätter für den Tee sammelt. Aus den Kräutern wird später Pesto gemacht.

In den kommenden Tagen geht es unter anderm auch um Bewegung, dazu kommt ein Tanzlehrer zu der Gruppe. An einem anderen Tag gehen sie ins Knappschaftskrankenhaus und reden mit einer Ernährungswissenschaftlerin über gesunde Ernährung. Angebote, für die Erwachsene im Wellness-Urlaub viel Geld zahlen würden. „Die Kinder, die her kommen“, sagt die pädagogische Leiterin des Kinderschutzbundes, „gehen nicht mit einem leeren Kopf zurück“. Stolz ist sie auf das Team von Ehrenamtlichen, das mitmacht, dankbar für die Spenden auch von der Bottroper Tafel.

Alea jedenfalls schaut am Ende der Meditation beseelt auf den kleinen Teich in der Kleingartenanlage. „Das hat gut getan“, sagt sie und holt tief Luft. Auch die siebenjährige Fancy empfindet die Ruhe, die sie beim Malen erfährt, als äußerst angenehm. „Wenn es mal hektisch wird, erinnere ich mich immer an alles, was ich hier gelernt habe“, sagt sie fröhlich.