Für die Katholiken im Ruhrbistum waren die vergangenen zwei Jahre ereignisreich. Bischof Franz-Josef Overbeck hatte sie – nach dem Vertrauensverlust wegen des Missbrauchs-Skandals – zu vielen Gesprächs-Kreisen eingeladen. Seither wurde in Gemeinden und Verbänden, in Pfarreien und auf der Ebene des Bistums mit dem Bischof über den Zustand der Kirche und über ihr Zukunftsbild debattiert. Nun zog Overbeck mit einem großen Fest in Essen eine erste Bilanz des Dialogs.

Für Eberhard Lang, stellvertretender Vorsitzender des Katholikenrates in Bottrop, waren sowohl der Dialog-Prozess wie auch die Ergebnisse der Zwischenbilanz „eine gute Sache“. Denn: „Kirche geht hier behutsam vor, sie verkündet nicht von der hohen Warte aus: Wir wissen schon alles“, fasst er seine Eindrücke zusammen.

Die Rolle der Frauen

Während des gesamten bisherigen Gesprächs-Prozessen habe er jedenfalls den Eindruck gewonnen, „dass die Anregungen und Vorstellungen, über die wir diskutiert haben, von der Amtskirche auch gehört werden“.

Nicht zuletzt Franz-Josef Overbeck habe ihn in dieser Einschätzung bestärkt. „Auf den Veranstaltungen, die ich besucht habe, habe ich den Bischof als sehr nachdenklich erlebt. Er hat nicht vorn herein gesagt, dies oder jenes geht nicht, sondern er hat zu vielen Punkten geantwortet: Das ist bedenkenswert.“

Allerdings: Beim Hören allein dürfe es nicht bleiben, findet der Bottroper Katholik. Der Dialog müsse auch praktische Konsequenzen haben.

Ein Punkt ist ihm dabei besonders wichtig: die Rolle der Frauen in der Kirche. „Ihre Rolle sollte aufgewertet werden. Es wäre ein guter Schritt, wenn mehr Leitungspositionen auf der Bistums-Ebene mit Frauen besetzt würden.“ Denn in den Gemeinden, weiß der Katholik, seien Frauen inzwischen in einem starken Maße vertreten, in der Bistums-Hierarchie hingegen kaum.

Ängste vor Veränderungen

Grundlegende Verhaltens-Änderungen bei den einzelnen Katholiken habe der Dialog-Prozess allerdings bisher kaum ausgelöst. „Es ist nicht so, dass sich jetzt jeder Christ aufgerufen fühlte, sein Christ-Sein stärker im Alltag zu leben und das nicht nur auf den Besuch des Gottesdienstes zu beschränken.“ Andere Katholiken wiederum, so seine Beobachtung, hätten Ängste vor den anstehenden Veränderungen in der Kirche. Sie seien gewohnt, sich auf den „Apparat“, auf die hauptamtlichen Mitarbeiter, zu stützen. „Veränderungen sind aber unausweichlich, allein schon wegen des Priestermangels“, ist Eberhard Lang überzeugt. „Der Apparat wird schrumpfen“. Und auch deshalb werde in Zukunft eine viel größere Bereitschaft aller Katholiken notwendig sein.