Bottrop. . An der Röntgenstraße wurde eines der Leuchtturmprojekte von Innovation City offiziell übergeben. Die Umwandlung des Altbaus in ein Plus-Energie-Haus soll als Vorbild dienen und zeigen, was möglich ist.

Mit so vielen Besuchern hatte Christian Kewitsch nicht gerechnet. „Das ist schon Wahnsinn“, sagt er mit Blick in seinen Garten. Rund 120 Besucher, Vertreter von Firmen und Journalisten aus ganz Deutschland, waren zur offiziellen Einweihung des RWE-Zukunftshauses gekommen. Innerhalb von fünf Monaten hat RWE gemeinsam mit seinen Projektpartner das Haus an der Röntgenstraße, Baujahr 1962, in ein Plus-Energie-Haus umgebaut (die WAZ berichtete). Die überschüssige Energie, die in dem Haus erzeugt wird, nutzt Familie Kewitsch demnächst zur Fortbewegung. Ein Elektrofahrzeug für den Stadtverkehr steht vor dem Haus und wird über die eigens dafür angebrachte Ladesäule „betankt“.

Landesbauminister Michael Groschek sprach von einer „Brücke zwischen Gebäudesubstanz und Verkehr“. Denn die Gebäude und der Verkehr seien für den Klimaschutz von großer Bedeutung. In Bottrop, so der Minister, wurde „Baugeschichte“ geschrieben, indem gezeigt wurde, dass es gelingt, auch Bestandsgebäude in Plus-Energie-Häuser zu verwandeln.

Was „bei Neubauten ganz einfach ist“, sei bei Bestandsbauten eine Herausforderung. Zumal, das wurde am Donnerstag mehrmals betont, ein Großteil der Wohnungen in NRW in der Zeit vor 1977 gebaut wurden, also in einer Zeit, in der noch niemand das Wort „Energieeinsparverordnung“ kannte. Diesen Bestand zu sanieren, sei das eine, so Groschek, gleichzeitig müsse es bezahlbar sein. „Der Klimaschutz darf kein Schreckgespenst für diejenigen mit kleinem Geldbeutel werden.“

Dsa technische Optimum

Auch Dr. Norbert Verweyen, Geschäftsführer von RWE Effizienz, sagte: „Bei der Sanierung sollte nicht das teure technische Optimum die Messlatte sein, sondern die jeweils wirtschaftlichste Maßnahme.“ Doch an der Röntgenstraße im Innovation-City-Gebiet sollte gezeigt werden, was alles möglich ist. Es gelte aber: Auch mit weniger Technik und Aufwand ließen sich gute Ergebnisse erzielen.

Oberbürgermeister Bernd Tischler betonte in Anbetracht dieser „Blaupause“ das Innovation City Motto „Wir machen’s vor“. Das Zukunftshaus sei ein Leuchtturmprojekt und aus dem Haus könnten die Hersteller, Handwerksbetriebe aber auch die Nutzer „wertvolle Erkenntnisse gewinnen“.

Deshalb ist das Gebäude voll mit Messtechnik. Professor Viktor Grinewitschus von der Hochschule Ruhr West betreut das Projekt. „Wir messen in jedem Raum Temperatur, CO2-Gehalt und Feuchte. Zusätzlich haben wir über 40 Stromzähler verbaut.“ Einmal im Monat werden die Daten ausgewertet.