Bottrop.

Walfang im Berne-Park: Es gibt wenig, was bei der Nacht der Industriekultur nicht möglich ist. Als Käpt’n Ahab die Brücke betritt und dem weißen Wal Moby-Dick den Garaus machen will, umlagern bereits Hunderte Besucher das zweite Klärbecken im Berne-Park. Wellengetöse klingt aus großen Lautsprechern. Statt sinistrer Freibeuter sitzen junge Musiker auf dem Vorderdeck. Schauspieler erzählen mit ausgreifenden Gesten das, was von der grausamen Geschichte aus der Feder von Herman Melville bleibt. Denn die Darsteller des Studiengangs „Physical Theatre“ der Folkwang-Universität, haben eine neue, nicht uncharmante, Version von der Jagd auf den berühmtesten aller Wale im Gepäck. Wer den dramatischen Aufstieg des „Ungeheuers“ , das den knorrigen Ahab um sein Bein brachte, erwartet, wird zunächst enttäuscht. Der weiße „Ritter“, der im kleinen Plastikboot aus dem Nichts auftaucht, hat eine andere Botschaft: „Rettet die Wale“, tönt es über die Fluten im Klärbecken, bevor sich die Hälfte der Mannschaft zu den Klängen von Bass, Schlagwerk und Gesang ins kühle Nass stürzt.

Sechs Stunden Talk - non-stop

Inzwischen strömten Tausende in den kunstvoll angelegten Park - etwa 8000 Besucher, schätzen die Damen der Bottroper Marketinggesellschaft GSB, die stundenlang am Einlass in Ebel ihre Schicht schieben. Natürlich sei es nicht so voll wie vor zwei Jahren, so GSB-Geschäftsführerin Martina Rudziok. Aber damals war der Berne-Park ja auch neu. Voll ist es auch jetzt, aber angenehm. Die Stimmung im Park ist entspannt, langsam sinkt die Dämmerung nieder.

Der Platz vor dem Restaurant dient als Drehscheibe. Dort lassen sich „Freddart“, die 3D-Straßenkünstler, bei ihrer illusionistischen Arbeit über die Schulter schauen. Hinter den „Röhren-Hotels“ wird es romantisch. Unter malerisch illuminierten Bäumen steht eine Bühne - wie für den Sommernachtstraum, allseitig einsehbar, wie beim klassischen Shakespeare-Theater.

Dort hauen sich junge Schauspieler der Duisburger Theaterclubs „Spieltrieb“ non-stop Fragen und Antworten um die Ohren. „Quizoola“ - der Name ist Programm. Tim Etchells Idee greift ironisch in die Untiefen der Talkformate und die Duisburger Crew improvisiert auf Schönste, zuweilen schön schlüpfrig, und immer auf dem Drahtseil zwischen Ironie, Absurdität und überraschend wenig Abstürzen. Die Bühne ist umlagert, bis zum großen Pyro-Finale mit der fulminanten Truppe Power Percussion und dem Samba Syndikat. Der Park brodelt bis lange nach Mitternacht.