Es ist ein regnerischer Tag. Im Wintergarten von Hermann-Josef Engels herrscht dennoch ein wunderbares Licht. An der Kopfseite steht eine Staffelei mit einem noch unvollendeten Bild vom Hotel Sackers, davor ein Tischchen mit Farben, Pinsel, Palette, darunter etliche Tuben im Körbchen. Und drumherum: Bilder, Bilder, Bilder. In kräftigen Farben, teils großen Formaten.

An die hundert, schätzt Ehefrau Eleonore Engels, hat der 57-Jährige alles in allem bislang geschaffen. „Und es sollen noch mehr werden“, ergänzt er mit einem Lächeln. Jetzt, da er nach 42 Dienstjahren bei der Bahn pensioniert ist, ist richtig viel Zeit da – für sein großes Hobby, die Malerei: „Ich möchte das nicht mehr missen. Es ist einfach herrlich.“ Das erhebende Gefühl, wenn ein Bild vollendet ist – „ich kann das gar nicht richtig beschreiben“.

Tierbilder in Öl

Gerade sind Engels’ Bilder von seiner jüngsten Ausstellung in der Medikon-Akademie (Oberhausen) zurückgekehrt an die heimischen Wände. In der Regel malt der Autodidakt, der schon vieles in Sachen Malerei ausprobiert und sogar Auftragsarbeiten für Freunde und Bekannte übernommen hat, nach einer (Foto-)Vorlage. Wer im Wintergarten den Blick schweifen lässt, entdeckt Tierbilder in Öl ebenso wie diverse Plattencover aus den 1970er Jahren oder die berühmte blau-goldene Totenmaske des Tutanchamun. „Diese hat mich so gereizt wegen der Farbspiele: Es soll aussehen wie Gold, ist aber nur Gelb und Grün.“

Die Herausforderung, technisch etwas umzusetzen, mischt sich bei Hermann-Josef Engels mit dem Bedürfnis, Gefühle ins Bild zu transportieren. „Am Anfang habe ich mich immer bemüht um eine realistische Darstellung“, sagt er. „Mittlerweile bin ich aber so weit, dass man erkennen soll, wann ein Bild von mir ist.“ Mit starkem Ausdruck kommt nicht von ungefähr genau das großformatige Werk daher, für das Engels nur zum Teil eine Foto-Vorlage verwandte: Von ihm und seiner Frau, Hand in Hand, sich anblickend. Das Drumherum – goldenes Feld, tiefblauer Himmel, kreisrunde Sonnenscheibe – brachte er frei nach dem Song „Blue Sky“ der Allman Brothers auf die Leinwand.

„Eigentlich habe ich immer gerne gemalt“, erzählt Engels. „Ich hatte sechs Jahre Wechseldienst. Und wenn ich von der Nachtschicht kam, habe ich den Block genommen und gezeichnet. Das habe ich einfach gebraucht.“ Irgendwann in den 1980er Jahren wettete er mit einem Freund, dass er die „Two Tahitian Women“ von Paul Gauguin genauso gut malen könnte – „und ich hab’s hingekriegt“. Weitere Kopien folgten – und dann lang gar nichts mehr. Beruflich eingespannt, habe er „immer im Kopf gemalt, aber nicht richtig.“ Bis ihm seine heutige Frau 2006 einen Schubs in die richtige Richtung gab.