Bottrop.

Über Jahrhunderte war der Köllnische Wald im Besitz der jeweiligen Feudalherren. Zunächst der Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln (daher der Name). Im Zuge der Säkularisation - der Aufhebung und damit verbundenen Enteignung des Kirchengutes, das Frankreichs Napoleon denjenigen Adeligen zusprach, die linksrheinisch Besitz eingebüßt hatten - kamen große Gebiete Westfalens an die Herzöge von Arenberg. Unter anderem auch der Köllnische Wald.

Vor 90 Jahren teilte die damalige Verwaltung des Herzogs Engelbert-Maria von Arenberg nach längerem Tauziehen und Verhandlungen der Stadt mit, dass „sich der Herzog nunmehr entschlossen habe, der teilweisen Öffnung des Waldes näherzutreten“. So heißt es in einem Artikel über den Erwerb des Gebietes im Bottroper Stadtarchiv, den Josef Tümmers auch in seinem Essay „Die Bottroper Stadtteiche: Der Eingang zum Köllnischen Wald“ zitiert. Dieser ist Teil der lesenswerten Buchneuerscheinung „100 Jahre Stadtgarten in Bottrop“.

Erste Versuche seit 1912, den Köllnischen Wald in die Planungen des neuen Stadtparks einzubeziehen, scheiterten. Erst nach einigem Tauziehen - unter anderem auch mit der Gutehoffnungshütte Oberhausen, die in Konkurrenz zur Stadt Bottrop auftrat und Zechenbahnen durch den Wald legen wollte. Diese Streckenführung hätte zum Beispiel den Zugang zum Köllnischen Wald über die Randebrockstraße bei den Stadtteichen unmöglich gemacht.

Die Interessenskonflikte zwischen herzoglicher Verwaltung, Industrie und der jungen Stadt Bottrop konnten unter anderem auch durch Vermittlung des Ruhrsiedlungsverbandes gelöst werden. Der Wald dürfe auf keinen Fall der Industrie zum Opfer fallen, hieß es.

Man einigte sich auf eine Bahntrassenführung, die beiden Seiten Rechnung trug. Am Ende konnte die Stadt 1927 unter ihrem damaligen Oberbürgermeister Erich Baur 88 Hektar Wald erwerben sowie zusätzliche acht Hektar aus herzoglichem Besitz, die als Grundstock für den heutigen Parkfriedhof dienten.

Patroullien zum Schutz des Waldes

Schon in den ersten Jahren sorgten sich Stadt und Verkehrsverein um die „Um die Zukunft des Köllnischen Waldes“, wie der Bottroper Anzeiger am 28. April 1927, vier Wochen nach Unterzeichnung des Kaufvertrags, titelte. Darin ging es nicht nur um die Erschließung und Anbindung des Waldes - zum Beispiel eine Straßenbahnverbindung nach Osterfeld - sondern auch um Patroullien, die Vandalismus und Holzdiebstahl verhindern sollten.

Wie populär der Wald werden sollte, zeigt ein WAZ-Artikel von 1957: „An einem Pfingsttag kamen 45 000 Menschen aus Richtung Stadtmitte in den Köllnischen Wald.“ Fast jeder zweite Bottroper.

Die Anfänge der Stadtteiche

Als die Bottroper Stadtverordneten und Vertreter des Ruhrsiedlungsverbandes mit dem damaligen Oberbürgermeister Erich Baur 1927 den Köllnischen Wald besichtigten, ahnte man von späteren Stadtteichen nichts. Zum alten Stadtgarten, der sich damals nur zwischen dem Torhaus an der Parkstraße und der alten Bürgermeistervilla, dem heutigen Museum für Ur- und Ortsgeschichte, erstreckte, gehörte ein Ruderteich dazu.

Der lag dort, wo sich heute die Baumallee und die terrassenförmig angelegten Blumenbeete befinden. Dieser Teich trocknete im Laufe der Zeit aus. Grund dafür waren Bodenabsenkungen - wahrscheinlich durch den Bergbau. 1935 legte man den Teich endgültig trocken und begann im gleichen Jahr mit der Anlage zweier neuer Teiche. Die trugen zunächst den Namen „Schlageter-Teiche“ und wurden von der nationalsozialistischen Stadtführung unter OB Günther von Stosch nach Albert Leo Schlageter benannt, einem Freicorps-Angehörigen, dessen illegale Gruppe später Teil der NSDAP wurde. Schlageter, u.a. ein Bombenleger, wurde 1923 von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Den Nazis galt er als „Märtyrer“-Ikone.

Vor 65 Jahren wurden die Teiche in Stadtteiche umbenannt, der ehemalige „Schlageterweg“ heißt nun Plaggenbahn, die Allee zu den Teichen Berhard-Jäger-Weg. In den 80er Jahren wurden die Teiche trockengelegt und entschlammt. Seither wurden und werden sie kontinuierlich auch unter ökologischen Gesichtspunkten gepflegt.