Bottrop. . Das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ des Arbeitskreises Zahngesundheit zielt darauf ab, die frühkindliche Mundgesundheit zu verbessern. Denn: 20 Prozent der Dreijährigen in Bottrop haben Karies-Erfahrungen. Mit Folgen auch für die bleibende nZähne.

Diese Zahlen lassen aufhorchen: 20 % der Dreijährigen in Bottrop haben bereits Erfahrungen mit Karies; 15 % dieser Altersgruppe leiden infolge von „Lutsch-Unarten“ unter einem offenen Biss, der für Lispeln und Sabbern verantwortlich zeichnet. Und nicht nur das, führt Uwe Holtkamp vom zahnärztlichen Dienst im Gesundheitsamt aus: Im Bereich der Milchzahn-Karies stagnieren die Zahlen seit vielen Jahren. Es gibt keine Verschlechterung – aber anders als bei den bleibenden Zähnen auch keine Verbesserung.

Genau diese aber möchte der Arbeitskreis Zahngesundheit Westfalen-Lippe in Bottrop erreichen: mit dem Programm „Kita mit Biss“, das nun in einer Fortbildungsveranstaltung rund 80 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen vorgestellt wurde.

Ziel des Programms „Kita mit Biss“ ist die Förderung der Mundgesundheit von Vorschulkindern durch die Umsetzung von konkreten Handlungsleitlinien im Alltag der Kindertagesstätten. „50 Prozent der Strategie besteht darin, dass die Kita verstärkt Einfluss auf die Eltern nimmt“, so Holtkamp. Denn die in den ersten Lebensjahren von den Eltern geprägten Verhaltensweisen seien entscheidend für die spätere Entwicklung der kindlichen Mundgesundheit. So könne man die Eltern etwa ansprechen, wenn Kinder im Alter von über zwei Jahren noch einen Schnuller hätten, nennt Holtkamp ein Beispiel.

Die zweiten 50 Prozent der Handlungsleitlinien dienen der Schaffung eines Umfeldes in den Kitas, das die Mundgesundheit fördert. „Was wird in der Kita gegessen, was getrunken, wie ist es mit dem Zähneputzen“, zählt Holtkamp auf.

Zur aktuelle Fortbildung geladen war die Erfinderin des Programms „Kita mit Biss“, die Leiterin des Zahnärztlichen Dienstes im Gesundheitsamt Frankfurt (Oder) Dr. Petra Haak, genauso wie Prof. Dr. Christina Jasmund vom Institut für Pädagogik der frühen Kindheit (Hochschule Niederrhein). Eingangs machte die Bottroper Kinderzahnärztin Claudia Eichel allerdings zunächst einmal mit teils schockierenden Bildern aus ihrer Praxis deutlich, was eine Vernachlässigung der Milchzähne für Folgen haben kann.

„Kaputte Milchzähne? Die fallen doch eh aus. . .“ hatte Eichel ihr Referat überschrieben – genau dies höre sie häufig. Dabei ist eine ausgeprägte Karies, verursacht etwa durch Nuckeln an Fläschchen, die mit zucker- oder säurehaltigen Getränken gefüllt sind, nicht nur schmerzhaft für die Kleinen. „Die Bakterien aus einer unbehandelten Milchzahnkaries infizieren schon im Durchbruch die bleibenden Zähne“, führte Eichel u.a. aus. Bei den Vierjährigen sind laut Holtkamp 57 % der erkrankten Milchzähne unbehandelt. Schädigend sind zudem „Lutsch-Unarten“ (Daumen, Schnuller, Stofftier-Zipfel). Sie führen zu Fehlentwicklungen des Kiefers, die wiederum z.B. ein Lispeln nach sich ziehen können. Eichel: „Die gute Nachricht ist: Wenn das Lutschen im dritten Lebensjahr abgestellt wird, ist die spontane Korrektur sehr groß.“