Bottrop. .
Die Furcht vor multiresistenten Erregern (MRE) begleitet viele Menschen, die ins Krankenhaus müssen. Denn diese Bakterien sind weit verbreitet. „Bottrop ist keine Risikoregion, aber es besteht dennoch Handlungsbedarf“, stellt Amtsarzt Dr. Christian Marga fest. Drum gibt es seit numehr fast zwei Jahren Bogi.net - kurz für: Bottrop gegen Infektionen. Gesundheitsamt, die drei Kliniken im Stadtgebiet, Berufsfeuerwehr, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe, Ärztekammer und niedergelassene Ärzte arbeiten in diesem Netzwerk zusammen und haben den multiresistenten Erregern den Kampf angesagt.
Weit verbreitete Hautkeime
Die meisten Infektionen werden durch das so genannte MRSA Bakterium - Methicillin-resistente Staphylococcus aureus - ausgelöst. In seiner harmlosen Variante ist es sehr weit verbreitet, rund 25 Prozent der Bevölkerung tragen es auf der Haut. Für gesunde Menschen ist das völlig ungefährlich. Problematisch werden Staphylokokken jedoch dann , wenn sie eine Resistenz gegen Antibiotika entwickeln und bei geschwächter Immunabwehr zu Infektionen führen.
Gemäß Schätzungen gibt es bundesweit rund 500 000 MRE-Infektionen jährlich, rund 10 000 Menschen sterben an den Folgen. „Nicht alles ist vermeidbar, aber durch Einhalten bestimmter Hygienestandards wären zumindest 25 Prozent der Infektionen zu verhindern“, stellt Dr. Christian Marga fest. Insofern hat das Bottroper Netzwerk gerade diese Hygienestandards sowie die Gefahr, sich im Krankenhaus mit MRSA zu infizieren im Blick.
Bereits bei der Aufnahme erfassen alle Bottroper Kliniken besondere Risikopatienten-Patienten, also beispielsweise solche mit chronischen Wunden, Dialysepflichtigkeit, chronischer Pflegebedürfigkeit. „Bei diesen Patienten machen wir einen Nasenabstrich“, erläutert Iwona Wolters, Hygienefachkrankenschwester im Marienhospital. „Ist dieser positiv, werden die Patienten isoliert und entsprechend behandelt.“ Meist seien die positiv getesteten Patienten ja nur MRSA-Träger, hätten also keinerlei Infektion oder Krankheitssymptome.“ Aber eine Übertragung der Bakterien auf andere Patienten muss natürlich verhindert werden“, so Christina Bäcker, Hygienefachkraft des Knappschaftskrankenhauses. So müssen beispielsweise die Besucher der isolierten Patienten, die Hände desinfizieren, Mundschutz, Kittel und Handschuhe anlegen. „Patienten und Angehörige bringen aber viel Verständnis und Geduld für diese Maßnahmen auf.“
Zusammenarbeit und Information
Vor fast zwei Jahren wurde das Netzwerk „Boginet“ gegründet. Die Mitglieder des Netzwerkes haben es sich zum Ziel gesetzt, durch konsequente Zusammenarbeit die Verbreitung von multiresistenten Erregern einzudämmern und letztlich zu verhindern. „In den Niederlanden und Skandinavien ist dies bereits erfolgreich gelungen“, stellte Dr. Christian Marga, Leiter des Bottroper Gesundheitsamtes fest. „Aber dort hat man auch früher angefangen als hierzulande.“
Um die Arbeit des Netzwerkes noch erfolgreicher zu machen, sollen künftig auch die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen einbezogen werden. „Es besteht zwar eine Zusammenarbeit, aber diese soll nun durch eine Kooperationsvereinbarung schriftlich fixiert werden“, so Marga. Auch der Krankentransportdienst soll einbezogen werden.
„Das Hygienemanagement in den Kliniken ist inzwischen optimal, es wird gründlich untersucht, gefragt und aufgeklärt.“ Wichtig, so Marga, sei aber auch die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten. „Denn diese behandeln die positiv getesteten Patienten und führen die Kontrollen durch.“