Bottrop.
Egal ob Rocky oder Frank’n’Furter , das Liebespaar Janet und Brad oder Riff-Raff: Markus Kordisch hat sie auf der Halde gewissermaßen alle in der Hand. Denn wenn er und seine 14 Mannen nicht wollen, geht kein Vorhang hoch, kein Spot an. Der Bühnenmeister des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel (WLT) sorgt mit seiner Crew seit gestern auf der Halde für den Aufbau von Technik und Bühnenbild sowie ab morgen für den - hoffentlich - reibungslosen Ablauf der Rocky Horror Show.
„Das Bottroper Publikum ist super“
Insgesamt fünf Vorstellungen sind angesetzt. Alle sind seit Wochen ausverkauft. Die Halde ist Kult. „Und das Bottroper Publikum einfach super“, weiß Markus Kordisch aus Erfahrung. Nach „Beatles“ und den „Blues Brothers“ ist die „Rocky Horror Show“ bereits die dritte WLT-Produktion in Folge, die der 29-Jährige betreut. Und nirgendwo im Revier - selbst im Standort Castrop nicht, wo das WLT sozusagen Heimspiele gibt - seien die Zuschauer so locker, enthusiastisch und vor allem so begeisterungsfähig wie auf dem Dach des Reviers in Bottrop. „Manche Besucher tanzen nachher mit, es gibt Proviantkörbe, man tauscht mitgebrachte Köstlichkeiten untereinander aus - und ein Teil des Applauses gilt am Ende sicher auch uns, dafür allein lohnt sich die Anstrengung.“ Markus Kordisch ist sich da sicher.
Denn alle wissen: Die Halde ist oft unberechenbar. Tückische Winde, immer ein paar Grad kälter als unten in der Stadt. „Manchmal hat man das Gefühl, überall in der Nachbarschaft ist es trocken, nur hier oben sitzt der Regen fest.“ Auch Bühnentechniker Henryk Gbiorczyk kann ein Lied von der Kälte singen. Er war dabei, als Vorstellungen abgesagt werden mussten, nachdem zuvor alle Mitwirkenden auf und hinter der Bühne noch in Regen und Kälte ausgeharrt hatten. Der Sommer ist eben oft wechselhaft in seiner Gunst.
Immerhin hat die Mannschaft jetzt dort oben ein Satellitentelefon. In früheren Jahren saßen sie hier im Funkloch. „Das war besonders fatal, als ein Kollege hier oben einen Schlaganfall bekam und wir erst runterfahren mussten, um von dort Hilfe zu holen“, erinnert sich Markus Kordisch. Auch ein Arbeiter, der auf regennasser Bühne wegrutschte und sich den Fuß zertrümmerte, musste viel zu lange auf Hilfe warten. Aber auch die Busse für die Zuschauer bleiben nun oben in Reichweite. Wenn etwas passieren sollte - und sei es nun ein heftiges Unwetter - ist so eine rasche Abfahrt gewährleistet.
Man muss improvisieren können
Die Bühne für die Show wird sich gegenüber dem Theater oder der Freilichtbühne auf dem Castroper Markt, wo die Show vor zehn Tagen Premiere hatte, leicht verändern. „Auf der Halde ist die Bühne vier Meter kürzer, hat keine Seiten- oder Hinterbühne, darauf müssen wir uns einstellen“, sagt Kordisch. Aber improvisieren lernt man am Theater, vor allem, wenn ein Haus viele Abstecher unternimmt wie das WLT. Er selbst hat nach seiner Ausbildung am Festspielhaus Recklinghausen, Stationen am Staatstheater Oldenburg oder dem Essener Aalto-Theater genügend Theaterluft geschnuppert. „So schnell wird man da nicht mehr nervös.“
Die „Rocky Horror Show“ in der aktuellen WLT-Produktion ist vom 26. bis 30. Juni täglich um 20 Uhr zu sehen (sofern keine Unwetter angesagt sind). Die Vorstellungen sind ausverkauft: Restkarteninfo: Tel: 02041/70 33 08.
Zugang zur Arena nur zu Fuß oder per Shuttle-Bus von 18.30 bis 19.30 Uhr ab Zechenparkplatz und zurück.