Die Verwaltung erarbeitet ein Routenkonzept für den Güterverkehr. Das soll unter anderem auch in die Navigationsgeräte eingespeist werden. Ziel ist die bessere Anbindung der Gewerbegebiete an die Autobahnen. Das Planungsamt erhofft sich so eine „stadtverträgliche Abwicklung des Lkw-Verkehrs“.

Der Lkw-Verkehr in der Stadt soll gebündelt werden. Der Verkehr soll über ein Routennetz geführt werden. Sämtliche Gewerbegebiete der Stadt sollen über dieses Netz angefahren werden und auf kürzestem Wege an den nächsten Autobahnzubringer angeschlossen sein.

Im Planungsamt laufen die Fäden dieses ehrgeizigen Projekts zusammen, ein erster Entwurf wurde bereits in den politischen Gremien präsentiert. Die Besonderheit der Bottroper Pläne: Über die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr sollen die Vorzugsrouten für Lkw am Ende auch zu den Herstellern von Kartenmaterial für Navigationsgeräte gelangen. So könnten ortsunkundige Fahrer über das Routennetz zu ihrem Ziel gelotst werden. Außerdem soll eine neue Beschilderung entwickelt werden.

Neben der Anbindung der Gewerbegebiete habe das Routennetz ein weiteres Ziel, so Martin Sielenkämper vom Planungsamt: „Wir wollen eine stadtverträgliche Abwicklung des Lkw-Verkehrs erreichen.“ Dafür solle der Verkehr auf Straßen gebündelt werden, „die das vertragen“. Was Sielenkämper auch klar sagt: „Für diese Straßen bedeutet das eine Mehrbelastung.“ Als große Nord-Süd-Verbindungen sind Essener und Friedrich-Ebert-Straße sowie die B 224 vorgesehen. Sie führen vom Süden bis hoch zur Autobahn 2. Die Kirchhellener Straße und die A 31 führen dann bis hoch in den Norden der Stadt. Als Ost-West-Achsen sollen die Autobahnen 42 und 2 dienen, in Kirchhellen zusätzlich noch Dinslakener und Feldhausener Straße.

Von da aus wird der Verkehr dann weiter verteilt und in die Gewerbegebiete geleitet. Die Auswahl der Routen unterlag verschiedenen Kriterien. „Zum einen gibt es ja zwingende Ausschlussgründe“, sagt Natascha Dietz, Abteilungsleiterin im Planungsamt. Das seien Tonnage-Beschränkungen, Höhen- oder Breitenbeschränkungen, Tempo-30-Zonen oder auch generelle Lkw-Durchfahrtverbote. Vor allem im Süden der Stadt gibt es zahlreiche Einschränkungen. Das mache die Anbindung der Gewerbegebiete Kruppwald und Knippenburg so schwierig. Ein Nadelöhr sei etwa die Bahnunterführung an der Prosperstraße. Hier hofft man beim Planungsamt auf die oft versprochene Brückenerneuerung, um auch diesen Streckenabschnitt ins Routennetz zu integrieren.

Neben diesen „zwingenden Ausschlussgründen“ habe man auch darauf geachtet, dass möglichst keine Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten oder ähnlich sensible Einrichtungen entlang der Strecke liegen. Auch die Luftsituation sei ein Kriterium. So ist die Peterstraße nicht ins Routennetz integriert. Lärmbelastungen- und Kapazitätsgrenzen mussten ebenfalls berücksichtigt werden. An einigen Stellen war eine Konfliktabwägung nötig.

Ostring und Alter Postweg als Streitpunkt

Der Ostring als Bestandteil des Lkw-Routennetzes? Ein erster Entwurf, der im Frühjahr vorgestellt wurde, sah das zumindest vor. Wenn Bundesstraße und Friedrich-Ebert-Straße zu stark belastet sind, sollte der Lkw-Verkehr über Ostring- und Scharnhölzstraße abfließen – so die Idee von Planungsamt und dem Ingenieurbüro, das an der Erarbeitung des Konzepts beteiligt ist.

In verschiedenen politischen Gremien, insbesondere in der Bezirksvertretung Süd, stieß das auf Protest. Auf weiten Teilen des Ostrings gilt Tempo 30 – wenn auch nicht als Zonenregelung –, dazu kommen Altenheim und Kindergärten. Besonders breit ausgebaut seien Ostring und Scharnhölzstraße zudem nicht.

Weiterer Streitpunkt: der Alte Postweg. Darüber muss die Verwaltung noch mit der Stadt Oberhausen verhandeln. Hintergrund: Auf Oberhausener Gebiet gilt dort ein Durchfahrtsverbot für Lkw. Die Bezirksvertretung Kirchhellen sähe den Alten Postweg jedoch gern als mögliche Entlastungsstrecke. Viel Hoffnung kann Natascha Dietz, Abteilungsleiterin im Planungsamt, den Verantwortlichen nicht machen.

Grundsatzkritik

Grundsätzliche Kritik an dem Konzept übte die DKP. Deren Vertreter Ulrich Kunold bemängelte, das Konzept habe nur im Sinn, Verkehre zu optimieren. Von einem „Umdenken“ keine Spur. Das würde nämlich bedeuten, Lkw-Verkehr zu verhindern. Auch Grünen-Vertreter Ulrich Schnirch bemängelte im April im Bau- und Verkehrsausschuss, dass nicht auch die Verlagerung auf die Schiene in dem Konzept vorkomme. Klar sei es wünschenswert, Verkehr zu vermeiden, so Bernd Hohaus (CDU) – doch angesichts wachsender Logistik und der größer werdender Bedeutung des Einkaufs im Internet sei das kaum möglich.

Natascha Dietz äußert sich ähnlich: „Wir sitzen am Ende der Kette.“ Beim Güterverkehr habe die Stadt wenig Einflussmöglichkeiten.