Bottrop. . Ein-Raum-Gaststätten melden einen Umsatzeinbruch von 30 Prozent.Es gibt erste Entlassungen. Das schreiben die Wirte dem Rauchverbot zu.

Seit sechs Wochen herrscht nun auch in den so genannten Eckkneipen – den Ein-Raum-Gaststätten mit weniger als 75 Quadratmetern – absolutes Rauchverbot. Einige Betreiber beklagen Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent, die sie den Auswirkungen des neuen Nichtraucherschutzgesetzes zuschreiben.

Andreas Lorck, Pächter der Gaststätte „Funkehäuschen“, musste schon eine Kellnerin entlassen, um Personalkosten einzusparen. „Im Mai hat mich der Nichtraucherschutz 30 Prozent Umsatz gekostet“, sagt Lorck auf WAZ-Nachfrage. Selbst Nichtraucher seien verärgert. „Die sagen: Uns geht die Geselligkeit verloren, wenn die Raucher ständig draußen stehen.“ Das Funkehäuschen besitzt keine Außengastronomie. Lorck überlegt derzeit, ob ein Gartenausbau Abhilfe schafft.

Keine Fußball-Bundesliga mehr

Auch im „Schäfer“ wurde bis zum Tanz-in-den-Mai geraucht. Inhaber Abdel Hamadi schätzt, dass er im Mai zehn bis 15 Prozent weniger Umsatz gemacht hat. „Das liegt aber vor allem daran, dass keine Bundesligaspiele mehr stattfinden“, meint Hamadi. Seine rauchenden Gäste kämen mit dem Verbot klar. „Die Nichtraucher sagen, sie kommen, gerade weil nicht mehr geraucht wird.“

Sabine Behrendt, Inhaberin der Gaststätte „Alte Stuben“: „Im Mai ist mein Umsatz um 30 Prozent zurückgegangen.“ Sie habe draußen einen Pavillon aufgestellt, damit die Raucher nicht im Regen stehen. Das helfe nur bedingt. „Die Gäste sagen, dass ihnen die Gemütlichkeit verloren geht. Die Nichtraucher beschweren sich, wenn die Knobelrunden ständig fürs Rauchen unterbrochen werden.“ Auch Inhaberin der Gaststätte „König City“ spricht von einem Drittel weniger Umsatz, seitdem rauchende Gäste vor die Tür müssen.

Im „Passmanns“, wo Essen serviert wird, darf seit zwei Jahren nicht mehr geraucht werden. Chef Reimbern von Wedel-Parlow: „Dadurch, dass die Wirte meckern, ermöglichen sie den Gästen, Druck auf die Gaststätten auszuüben.“ Das sei der falsche Weg. Allgemein könne nach etwas mehr als einem Monat über die Auswirkungen des Gesetztes höchstens spekuliert werden. „Es ist noch zu früh, um diese Diskussion zu führen.“ Von Wedel-Parlow geht sowieso davon aus, dass sich die Folgen des Rauchverbots in Grenzen halten werden. „In Englands Kneipen wird schon seit Jahren nicht mehr geraucht. Da spricht keiner mehr drüber.“

Tina Große-Wilde, Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes in Bottrop, rechnet hingegen mit 3000 Kneipenschließungen in NRW als Folge des Nichtraucherschutzgesetzes. „Mich wundert es nicht, dass einige Gaststätten jetzt Probleme bekommen. Das war absolut abzusehen.“ Die Kneipen, die nur Getränke anbieten, treffe es besonders hart. „Für deren Gäste gehört die Zigarette zum Bier.“