Ein Quadratmeter Torte, mit Brett zum Tragen – das sind stolze 50 Kilo“, schätzt Konditormeister Wolfgang Quast. Das vierschichtige Prachtstück mit acht Cremes hat der 60-Jährige für die „alte Tante SPD“ kreiert. Der Ortsverein Essen-Stoppenberg hatte die Torte für die Feier des Landesverbandes auf Zollverein zum 150-jährigen Bestehen der Partei bei Wolfgang Quast geordert. ,,Es lebe die Freiheit und mit ihr das Recht‘‘, prangt martialisch in Zuckerschrift auf dem roten Marzipandeckel.

Wolfgang Quast ist ein Mann mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein. Ja, er ist vielleicht der größte Fan seiner Tortenkreationen. Im Internet hat er eine „digitale Backstube“ eingerichtet mit einer Galerie all seiner Tortenkunststücke. Trotz der Einmaligkeit jeder Torte: Die Preise bleiben zivil. Für das SPD-Meisterwerk berechnete Quast (übrigens kein „Genosse“) nur 350 Euro.

Nicht nur den Teig, auch die Cremes stellt Wolfgang Quast selbst her. „Nur Kirsch- und Haselnusspaste kaufe ich, verfeinere sie aber, dadurch werden die einmalig lecker.‘‘ In der SPD-Torte sind acht Cremes mit den Geschmäckern Vanille, Schokolade, Nuss, Erdbeer, Maraschino, Eierlikör, Orangen und Preiselbeere verarbeitet.

,,Kunst zum Anbeißen, das steht auf meiner Visitenkarte‘‘, so Wolfgang Quast. Bis ins Fernsehen hat er es bereits gebracht: Er backte für die blonde Daniela Katzenberger in der VOX-Hochzeitsshow, fürs ARD-Magazin „Brisant“ und die Aktuelle Stunde des WDR.

Quast arbeitet auch mit bekannten Bottroper Künstlern zusammen, z.B. Reinhard Wieczorek. „Reini war hellauf begeistert von dem Nachbau seines Bildes zur Kasperiade auf einer Torte“, so Quast. Nun planen beide eine gemeinsame Ausstellung, bei der Wieczorek seine Bilder präsentiert und Quast die Bildmotive auf Torten nachmodelliert. „Das wäre für mich der krönende Abschluss meiner Karriere!“

Und die dauert immerhin schon 46 Jahre. Mit 14 machte er seine Lehre bei der legendären Konditorei Overbeck in Essen, als einer von 150 Mitarbeitern in der Backstube. In seinem Back- und Konditor-Betrieb an der Buchenstraße ist Quast heute „Solokünstler“ – sieben Tage in der Woche. Das bedeutet manchmal bis zu 150 Arbeitsstunden.

Nur an der Vertragslaufzeit ist ein kleines Quast-Café im neuen Hansazentrum gescheitert. „Die Investoren sind an mich herangetreten“, erzählt Quast stolz, „ich hätte das auch sofort gemacht, aber ein Vertrag über zehn Jahre, das war mit zu lange. Ich bin schließlich schon 60.“ Jetzt setzt er weiter auf seine treuen Kunden. Die kommen sogar aus seiner Heimatstadt Essen.