Bottrop.

Bottrop ist offenbar schon besser für den gemeinsamen Unterricht behinderter und nicht behinderter Kinder gerüstet, als den Ratsmitgliedern bekannt ist.

Denn als die Schulexpertinnen der SPD, Renate Palberg und Meike Schöps, am vergangenen Mittwoch von der Anhörung im Landtag zurückkehrten, waren sie nicht nur um Informationen über bis dato unbekannte Fördertöpfe reicher, sondern am Ende auch über den Umstand informiert, dass Bottrop bereits zwei halbe Stellen zur Inklusionskoordination eingerichtet und eine davon auch schon besetzt hat. „Wir werden das im nächsten Schulausschuss zum Thema machen“, kündigt Renate Palberg an.

In Richtung Landesregierung hatten die Sozialdemokraten erst jüngst die massiven Informationslücken gerügt, die sich zum Thema Inklusion auftun. Die konnten nach dem Landtags-Talk vom Mittwoch deutlich verkleinert werden. Beide Bildungsexpertinnen sind sich nun einig: Wichtige Punkte sind geklärt. So sehe der Gesetzentwurf vor, bestehende Schulen zu entwickeln, deren sonderpädagogische Schwerpunkte zunächst auf bestimmte Behinderungen begrenzt werden. Der zusätzliche Lehrerbedarf wird ermittelt und über eine so genannte Budgetierung mit Lehrerstunden gedeckt. Die fachlichen Fortbildungen sind zugesichert, die Klassenstärken werden reduziert. Nach zwei Jahren gibt es eine Kostenfolgeabschätzung. Wichtig auch: Das Gesetz, das mit Verfassungsrang verabschiedet wird, kann im Laufe der nächsten Erfahrungsjahre immer wieder justiert werden.

Anfang ist gemacht

„Offen ist leider noch die Frage, was der Bund beizutragen gedenkt, der die Konvention über die Inklusion ja unterschrieben und damit nach Deutschland geholt hat“, sagt Renate Palberg und erinnert an das Verursacherprinzip bei den Kostenübernahmen.

In Bottrop ist ein Anfang gemacht. Drei Grundschulen (Ludegerus, Welheim und Grafenwald) sowie die Willy-Brandt-Gesamtschule und die Hauptschule Welheim sammeln bereits Erfahrungen auf dem Gebiet des gemeinsamen Unterrichts. Die Ludgerus-Schule schon seit vier Jahren - wobei man sich dort von den Ergebnissen angetan zeigt. Absehbar ist nach Einschätzung der Politikerinnen, dass die Förderschulen Adolf-Kolping, Schule am Stadtgarten (Sprachentwicklung) sowie Michael-Ende „irgendwann zu einem Förderstandort zusammengeführt werden“.

Für Renate Palberg dürften noch 20 Jahre ins Land gehen, bis alle Bottroper Kinder mit Handicap eine Regelschule besuchen. Dann sind wohl auch die Gymnasien eingebunden, „von deren Bemühungen man bisher noch gar nichts hört“.