Bottrop.

Für ihre Abschlussarbeit an der Essener Akademie der bildenden Künste ließ sich die Fotografin Beba Franziska Lindhorst von insgesamt 35 Prominenten ablichten - darunter Olli Dietrich, Peter Lohmeyer oder Otto Waalkes. Auch diese Serie der 34-Jährigen zeigen zu wollen, hätte wohl die Möglichkeiten des „jungen museums“ gesprengt.

Aber auch die jüngsten Arbeiten, die ab heute Abend in den drei Räumen des Museums zu sehen sind, zeigen wie in der Promi-Serie eine Art von Rollentausch, den Beba Lindhorst offensichtlich liebt. Ungewöhnlich genug für eine Fotografin inszeniert sie sich selbst für diese Arbeiten - anstatt andere zu fotografieren - und nahm dafür auch eine gehörige Anzahl von „Knöllchen“ in Kauf. Denn eine sechsteilige Serie zeigt die Künstlerin selbst auf Schnappschüssen, die nicht sie sondern ein städtischer „Starenkasten“ „schoss“.

Stark pixelig da enorm vergrößert, zeigen die Bilder Lindhorst mal als alte Dame mit Hut und Kostüm, als strengen Herrn mit dunkler Brille oder als eine Art Nina Hagen-Verschnitt mit dickem Augen-make-up, knalligem Lippenstift und schwarzem Nagellack. Sie wollte verschiedene Typen zeigen. Ängstlich, wie die alte Dame, cool oder etwas verstrahlt, wie eine Blondine in einer Art Engelskostüm. Den Masken-Weg zu diesen Typen der Polizei-Schnappschüsse „dokumentierte“ sie ebenso mit der Kamera, wie die „Auflösung“ der Serie, das echte „Knöllchen“, das ihre Tempoüberschreitung attestiert. „Ich war meist nur etwa acht oder zehn Kilometer drüber, einmal war die Polizei auch neben mir und dann wollte man mir nicht glauben, das ich Jahrgang ‘43 war. Klar, der Wagen gehört meiner Mutter“, lacht Lindhorst.

Dass die Künstlerin aus einer Schauspielerfamilie stammt, scheint ihre Lust am Spiel, an Inszenierungen, zu erklären. Für eine Arbeit direkt im Eingangsbereich des „jungen museums“ suchte sie von Kindern gemalte Bilder im Internet, malte diese als „Kulissen“ nach, schlüpfte selbst in die Maske der gemalten Menschen im Bild und fotografierte sich so ab. Keines ihrer Bilder ist bearbeitet - Fotoshop und Co. scheinen für die Schülerin Thomas Zika tabu zu sein. Die Kulissen - auch die ihrer jüngsten Serie, in der sie Märchenszenen inszeniert - stellte sie detailreich nach.

Immer scheinen sie Proportionen zu interessieren, wie die zu kurzen Beine der Kinderbilder oder bewusste interpolierte „Größenfehler“ in ihren Märchenszenen. So schlüpft sie selbst in die Maske der Kinder oder die Projektion einer Märchenwelt aus Erwachsenensicht. Konzeptkunst? Ja. „Aber das muss nicht heißen, dass ein Bild nicht auch schön anzusehen ist“, sagt Beba Lindhorst. Recht hat sie.

Das „junge museum“ zeigt in seiner aktuellen Ausstellung Fotografien von Beba Franziska Lindhorst. Die Fotografien sind ab heute bis zum 12. Juli in den Ausstellungsräumen im Hof des Kulturzentrums August Everding zu sehen an der Böckenhoffstraße zu sehen. Die Ausstellungseröffnung findet am heutigen Donnerstag, 6. Juni, um 18 Uhr statt. Die Künstlerin ist anwesend.