Zahlreiche Biker haben am Samstag gemeinsam auf ungewöhnlichem Wege einen Gottesdienst gegangen. Zum 32. Mal hatte der Motorrad-Club Bottrop dazu eingeladen. Ungewöhnlich war allerdings der Ort.

In der Vergangenheit diente stets die Heimannstraße in Boy als Treffpunkt der Biker, diesmal jedoch musste man aufgrund von Kanal- und Straßenerneuerungen auf zu neuen Ufern aufbrechen. Fündig wurde man in Fuhlenbrock, das Martin-Niemöller-Haus an der Wilhelm-Busch-Straße bot Platz genug, um die so wild wirkenden Biker ganz handzahm zu erleben.

Leicht schleppend lief der Tag zunächst an. „Ich möchte nicht wissen, wie viele Jungs und Mädels zur Heimannstraße gefahren sind“, befürchtete Manni Schönknecht bereits. Nach WAZ-Recherchen hielt sich die Zahl derer, die am falschen Treffpunkt aufschlugen, aber in überschaubaren Grenzen.

Ein wenig ungewohnt war es aber dann schon, die Schar an Bikern im sonst doch eher beschaulichen Fuhlenbrock durch die engen Spielstraßen zum Martin-Niemöller-Haus fahren zu sehen. Dabei, so ist Manni Schönknecht sicher, „sind das alles gute Jungs und Mädels“.

In Zeiten, in denen man als passionierter Motorradfahrer schnell im Zwielicht stehen kann, ist Imagepflege für Schönknecht wichtig. „Als wir den Motorradgottesdienst ins Leben gerufen haben, wollten wir dadurch natürlich auch das Image verbessern. Dass es sowas wie Bandidos oder Hells Angels gibt, ist bekloppt“. Diese nämlich, die zum Beispiel gerade in Mülheim Negativschlagzeilen produzierten, nutzten das Biker-Image lediglich zur Tarnung krimineller Machenschaften und „ziehen somit eine komplette Branche herunter.“, sagt er.

Die Anwohner nahmen den ungewohnten Verkehr mit Fassung, teilweise sogar begrüßend entgegen. Im Vorfeld waren sämtliche Anwohner angeschrieben und informiert worden, auch wurde gebeten, die Straße nicht zuzuparken. Das hat gut funktioniert: „Nicht ein Auto war morgens zu sehen, freute sich Schönknecht.“

Sogar Trinkmarken wurden den Anwohnern beigelegt. Kauend verließ zum Beispiel Johannes Kucharty den Platz des Geschehens. „Das hier ist nicht so ganz meine Welt, aber wenn sie alle Spaß haben, ist es okay. Und leckere Wurst kriege ich sonst auch nie direkt vor der Haustür“, zeigte sich der Bottroper ehrlich und direkt.

Um 15 Uhr wurde es dann pünktlich beschaulich und ruhig. In gewohnter Manier führte Pfarrerin Anne Hanhörster durch den Gottesdienst, diesmal allerdings unterstützt vom örtlichen Pfarrer Achim Solty.

Anschließend ging es in Kolonne durch Bottrop, über die Kirchhellener Straße, Stadtmitte und die Hans-Böckler-Straße zurück. „Heute wird es nicht allzu spät“, vermutete Schönknecht: Fußball wartete.