Bottrop. . Alkoholisierte Radler verursachten elf Unfälle in zwei Jahren, vor allem an der Friedrich-Ebert-Straßein Höhe Paßstraße. Acht Menschen wurden dabei leicht verletzt
Vom Biergarten, von der Grillparty oder vom gemeinsamen Fußballgucken mit dem Rad nach Hause radeln – ist eine super Idee. Es ist gesund. Und seinen Autoführerschein verliert man auch nicht so schnell, wenn man ein paar Bierchen oder Gläser Wein intus hat.
Rechtlich gesehen radelt man derzeit bis zu einem Wert von 1,6 Promille Alkohol im Blut straffrei, solange man keinen Unfall baut oder unsicher fährt. Die Grenzwerte für Autofahrer sind deutlich niedriger, schon ab 0,5 Promille winkt ein Bußgeld. Nun soll auch die Promillegrenze für Radler gesenkt werden, Politiker diskutieren einen Wert von 1,1 Promille.
Fünf von elf Unfällen an Hauptstraße
Wie viel Promille bei den elf Unfällen, die betrunkene Radler auf Bottroper Stadtgebiet in den vergangenen zwei Jahren verursachten, wirklich im Spiel waren, lässt sich aus der Polizeistatistik nicht ablesen. Fest steht: Acht Menschen wurden dabei leicht verletzt. Alle Radler waren alkoholisiert, mussten am Unfallort ins Röhrchen pusten, als sie meist in den Abendstunden die Friedrich-Ebert-Straße querten.
„Fünf der elf Unfälle ereigneten sich in Höhe Paßstraße. Also an einer viel befahrenen Ecke“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. Verwunderlich ist das nicht: Dies könnte der Nachhauseweg von einem netten Abend in einer innerstädtischen Kneipe sein. Zahlen für 2013 liegen noch nicht vor.
Grenze unter 1,0 Promille absenken
Auch wenn die Zusammenstöße glimpflich ausgingen – niemand wurde schwer verletzt – und die Unfallzahlen insgesamt niedrig sind, finden sich in Bottrop vor allem Befürworter für die geringeren Alkoholwerte. Denn Alkohol am Lenker ist unter Radlern Unfallursache Nummer 1. In ganz NRW waren im vergangenen Jahr 752 alkoholisierte Radfahrer an schweren Verkehrsunfällen beteiligt.
„Warum sollte man bei den Promillegrenzen einen Unterschied zwischen Autofahrer und Radfahrer machen?“, fragt sich Heinz Brockmann. Das Vorstandsmitglied vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club hält allerdings auch die nun geforderten 1,1 Promille für zu hoch: „Mit einem Promille Alkohol kann man nicht mehr Rad fahren – um das zu wissen brauche ich gar keine Fahrtests wie sie jetzt gemacht wurden.“ Beim Fahrradfahren müsse man hochkonzentriert sein, auch wenn man langsamer als Motorrad- oder Autofahrer unterwegs ist.
Wer das nicht glaubt, sollte sich eine der „Rauschbrillen“ aufsetzen, die Bernd Lohbeck von der Bottroper Verkehrswacht manchmal zu Radfahrtrainings in Schulen mitbringt: Wer durch sie blickt, erlebt seine Umgebung als wäre er ordentlich betrunken. Wer die Brille trägt, darf sein Rad nur durch den Trainingsparcours schieben – wirft dabei trotzdem Pylone um und überfährt Markierungen. Wenigstens reicht das Absetzen, um wieder fahrtüchtig zu sein.