Testfahrten mit Fahrrädern mit Hilfsmotor, Segways oder Elektroautos locken die Bürger in die City. Veranstaltung von Innovation City und Stadt Bottrop zur Zukunft auf den Straßen. Auch die WAZ hat eine Probefahrt gemacht.

Elektromobilität in allen Facetten konnten die Bottroper am Samstag auf dem Berliner Platz ausprobieren. Und tatsächlich übten Elektroautos, Segways oder Pedelecs, also Fahrräder mit elektrischem Hilfsantrieb, auf viele Passanten große Faszination aus. Denn wahrscheinlich haben bisher die wenigsten Menschen schon eine Runde in einem Elektroauto gedreht.

Helmut und Annemarie Scherz haben die Gelegenheit genutzt und ihren kleinen Mazda gegen einen Opel Ampera mit Elektroantrieb getauscht. „Vom Fahrkomfort und von der Beschleunigung eine tolle Sache“, lobt das Ehepaar aus dem Eigen. Trotzdem: Der Kauf eines Elektroautos steht jetzt nicht an. Stattdessen haben es dem sportlichen Paar die Pedelecs angetan. „Das würde mich interessieren“, sagt Annemarie Scherz. Schließlich sind die beiden begeisterte Radfahrer, häufig mit ihrer KAB-Gruppe auf Tour. „Wenn man dann vielleicht nicht mehr so fit ist, wäre so ein Pedelec eine Möglichkeit, trotzdem in der Gruppe unterwegs zu sein“, sagt Scherz. Die Segways, also die Zweiräder, die allein durch die Gewichtsverlagerung gesteuert werden, sieht das Paar nicht als ernsthaftes Verkehrsmittel. „Das ist was fürs Freizeitvergnügen.“

Eine echte Premiere hatte André Körber vom gleichnamigen Renault-Autohaus dabei. Er bot Probefahrten im Renault „ZoE“ an. Ein Elektroauto, das eigentlich erst im Sommer auf den Markt kommt. Fahrten mit dem französischen Flitzer waren heiß begehrt, am Stand des Autohauses konnte man ihn nur selten bewundern. Doch bei aller Interesse an dem Thema Elektromobilität, einen wirklichen Markt gibt es – zumindest für E-Autos – noch nicht. Das sieht auch Körber: „Wir haben innerhalb eines Jahres drei Elektroautos verkauft.“ Allerdings sei es bei dem Thema wichtig, von Anfang an dabei zu sein.

Sascha Müller-Bako erklärt WAZ-Redakteur Matthias Düngelhoff das Auto. Foto: Winfried Labus / FotoPool Fahren mit Strom – ein Selbstversuch

Ein Nissan Leaf also – das wird meine Elektroauto-Premiere. Auf Knopfdruck startet der Motor, aber ist er tatsächlich auch an? Zumindest das futuristische Display leuchtet auf, also kann’s losgehen. Bloß weg vom Berliner Platz, Autofahren vor der Post – egal ob mit Strom oder Benzin – macht keinen Spaß.

Also über die Passstraße hinaus aus der Innenstadt. Und einmal ordentlich aufs Gas – tatsächlich drückt die Beschleunigung alle in die Sitze. Es stimmt also, was man sich erzählt. Nur der Blick auf die Reichweitenanzeige macht Sorgen, die forsche Fahrt zeigt Wirkung. Wo anfangs etwas von 100 Kilometern stand, sind es jetzt nur noch knapp über 90. Egal: Über 224 und A 42 geht es weiter. Elektroauto auf der Autobahn, auch das geht – mit etwa 100 Stundenkilometern halte ich mich jedoch zurück – die Reichweitenanzeige diszipliniert, obwohl Überholen durchaus möglich ist.

Abfahrt Bottrop Süd und Halt am Bahnhof, Fahrerwechsel, die Kollegin übernimmt. . .

WAZ-Redakteurin Nina Stratmann sieht man den Fahrspaß an.
WAZ-Redakteurin Nina Stratmann sieht man den Fahrspaß an. © Winfried Labus / FotoPool

Von Ampel zu Ampel

. . . dann mal ran, ans Steuer des Kompaktwagens. Von der Größe her nicht zu beanstanden, auch lange Menschen (und kurze auf der Rückbank) haben Platz. Dennoch habe ich das – nicht unangenehme – Gefühl, in einem Spiel-Auto zu sitzen: Mit Drücken des Start-Knopfes ertönt eine Melodie, gleichzeitig entfalten sich diverse Digitalanzeigen, am Schaltknauf leuchtet es. Dazu diese Stille! Merkwürdig beruhigend ist es, als ab einem gewissen Tempo wenigstens Rollgeräusche zu hören sind.

Ich wechsele in den Eco-Modus, für einen reduzierten Leistungsbedarf. Weniger Fahrspaß heißt das nicht, der Wagen zieht immer noch ordentlich an. Das teste ich dreimal nacheinander, denn vom Bahnhof bis zur Karl-Englert-Straße stehe ich vor drei Ampeln. Mein flottes Anfahren zur Musik aus dem Radio scheint Folgen zu haben: Auf der gleichen Distanz reduziert sich die Reichweite von 98 auf 92 km. Mir erscheint das viel, weshalb ich die Anzeige bis Fahrt-Ende immer wieder fixiere.

Fazit

Ja, Elektroautos machen Spaß und sind für die alltäglichen Strecken ohne Weiteres geeignet. Mit ein bisschen Gewöhnung – und fachmännischen Tipps dazu, wie man E-Autos möglichst sparsam fährt – ist die begrenzte Reichweite vielleicht auch kein so großes Thema mehr.

Trotzdem, eine echte Alternative für jedermann sind E-Autos (noch) nicht – wegen des Anschaffungspreises. Rund 34 000 € will Nissan für den Leaf, einen Kompaktwagen der Größe VW Golf, haben. Das ist eine Hausnummer. Dazu die Frage: Wo können Laternenparker aufladen? Ein Kabel aus der ersten Etage hinunter zur Straße würde Vermieter, Nachbarn und Passanten sicher irritieren. Weitere Knackpunkte: lange Ladezeiten und ein Netz an öffentlichen Ladestationen, dass sicherlich noch ausbaufähig ist.