Bottrop. . Bottrop hatte 2012 die geringsten Unternehmens-Ausfallquoten im Ruhrgebiet. Dennoch sprechen Experten von „Creditreform“ von einem erhöhten Pleiterisiko.
Die Stadt hatte 2012 die geringste Zahl aller Unternehmenspleiten im ganzen Ruhrgebiet. Trotzdem haben die Experten des Bochumer Risikobewerters „Creditreform“ Bottrop wieder ein „erhöhtes Ausfallrisiko“ bescheinigt? Zwei Nachrichten, die nicht zusammen zu passen scheinen. Und doch sind sie zwei Seiten derselben Medaille.
129 Insolvenzen
129 Unternehmensinsolvenzen zählte die Creditreform in Bottrop im vergangenen Jahr (Kriterien siehe Kasten). Das ist die geringste Zahl aller Ruhrgebietsstädte. So weit ist die Nachricht gut. Noch besser wird sie, wenn sie in Beziehung gesetzt wird zur Gesamtzahl der Unternehmen in der Stadt und zu einer vergleichbaren Ruhrgebietsstadt. Bottrop hat etwas mehr als 5000 Unternehmen, fast so viele wie Herne. Dort haben aber 2012 deutlich mehr Unternehmen Pleite gemacht: 192. Deshalb ist Herne seit 2006 knallrotes Schlusslicht in der Creditreform-Tabelle, in der das Pleiterisiko beziffert wird.
Das Verhältnis von Firmenpleiten zur Gesamtzahl der Unternehmen, in Prozent ausgedrückt: Das ist der Creditreform- Risikoindikator. 2010 lag er für Bottrop bei 3 Prozent (schlecht, hohes Pleiterisiko), 2011 sank er auf 2,16 und stieg im vergangenen Jahr wieder auf 2,56 Prozent und damit über die marke von 2,5 Prozent, ab der die Creditreform der Stadt ein „erhöhtes“ Risiko bescheinigt. Immerhin liegt Bottrop damit noch einen Tick unter dem Wert für das gesamte Ruhrgebiet (2,58 Prozent), aber deutlich schlechter als der NRW-Schnitt (2,35, letztes Jahr war Bottrop noch besser als der Schnitt).
Das lokale, regionale und deutschlandweite Pleiterisiko ermittelt Creditreform jährlich mit Hilfe ihrer Tochter Creditreform Rating. Grundlage ist eine Wirtschaftsdatenbank mit rund 4,2 Mio Unternehmensdatensätzen. Durch stichtagbezogene Selektionen werden die Anzahl der Unternehmen und die Anzahl der ausgefallenen Firmen je Region ausgewiesen. Aus diesen Größen wird der Risikoindikator (CRI in %) ermittelt, der das Pleiterisiko einer Region misst.
Die meisten Pleiten im Ruhrgebiet werden im Gastgewerbe hingelegt. Ebenfalls pleiteanfällig sind Gewerbebetriebe sowie Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter einer halbe Million Euro. Insgesamt war die Pleitewahrscheinlichkeit im Ruhrgebiet 2012 so niedrig wie seit 2002 nicht mehr, auch die Zahl der durch Unternehmenspleiten vernichteten Arbeitsplätze ist in den vergangenen zwei Jahren gesunken. Die Risikoprognose für 2013 aber bleibt: erhöht.