Bottrop..



Die Neugier auf das Zusammenspiel von Metall und Mechanik sowie die Liebe zum Detail haben ihn einst gelockt und faszinieren ihn noch heute bei seiner Arbeit. Stephan Löpenhaus ist Uhrmacher - sowie Silber- und Goldschmiedemeister aus Leidenschaft, trat aber eher unbeabsichtigt in die Fußstapfen seines Vaters Georg. Gemeinsam führen sie den Betrieb an der Johannesstraße in der Boy, der im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte.

Unzählige Kreuzpinzetten, Zangen, Pranteln, Schraubendreher, Fräsen, Stichel und Lötkolben säumen Stephan Löpenhaus’ Arbeitsplatz in der Werkstatt. Allesamt sind sie fein und zierlich - halt geeignet für die filigrane Arbeit im Zehntel und Hundertstel-Millimeter-Bereich eines Silber- und Goldschmiedemeisters. Denn auf diesen Job konzentriert sich Löpenhaus Junior vor allem, denn am benachbarten Arbeitsplatz werkelt der 78-jährige Vater Georg als Uhrmachermeister. Arbeitsteilung zwischen Vater und Sohn.

„Mein Vater hat nie erwartet, dass ich denselben Beruf erlerne“, erinnert sich Stephan Löpenhaus und fügt schmunzelnd hinzu. „Eigentlich hat er mir sogar davon abgeraten.“ Trotzdem machte er eine Ausbildung zum Uhrmacher. Und weil er noch mehr über den Umgang mit Metall lernen wollte, folgte dann auch noch eine Ausbildung zum Gold- und Silberschmied sowie 1993 und 2002 die Meistertitel in beiden Gewerken.

In ihrem gemeinsamen Betrieb widmen sich Vater und Sohn Neuanfertigungen, vor allem aber Reparaturen. So bildet derzeit eine alte Stempeluhr das Herzstück der kleinen Werkstatt. „Die ist bestimmt schon 100 Jahre alt“, schätzt Georg Löpenhaus. „Lange hat sie auf einem Dachboden gestanden, nun restaurieren wir sie.“ Inzwischen glänzen die ursprünglich völlig verrosteten Metallteile wieder, verschlissene Steine, Lager und Paletten wurden ersetzt. „Insgesamt kommen da sicher 60 Arbeitsstunden zusammen, bis die Stempeluhr wieder funktioniert“, meint Georg Löpenhaus. „Und solch eine Arbeit können wir nur aus Liebhaberei und zwischendurch machen.“

Gehörten die Reparaturen mechanischer Uhren einst zur täglichen Arbeit des 78-Jährigen, so freut er sich heute sehr, wenn mal ein altes Schätzchen in seine Werkstatt gelangt. „Die Arbeit der Uhrmacher hat sich im Laufe der Jahrzehnte sehr gewandelt“, so Georg Löpenhaus. „Viele Reparaturen lohnen heute auch einfach nicht mehr.“ Und Sohn Stephan fügt hinzu: „Leider können wir inzwischen auch manche Uhr nicht mehr reparieren, weil wir keine Ersatzteile bekommen können.“

Da kann das Auge schweifen

Der Reparatur von Uhren sind heute Grenzen gesetzt. „Hintergrund ist, dass Firmen zur Auslieferung von Ersatzteilen der Meistertitel, der inzwischen nicht mehr zwingend vorgeschrieben ist, als Qualifikation nicht reicht“, so Stephan Löpenhaus. „Sie verlangen eigene Zertifikate ihrer Firma, aber die kosten viel Geld.“ Das mache die Zukunft des Uhrmacherhandwerks letztlich sehr schwer.

Als Silber- und Goldschmiedemeister mag Stephan Löpenhaus vor allem verspielte Barock- und Rokoko-Formen. „Diese Arbeiten sind zwar aufwendiger, aber da kann das Auge schweifen“, begründet der 48-Jährige. Für seine Kunden fertigt und repariert er jedoch alles, „rettet“ auch scheinbar wertlose Schmuckstücke. „Für den Kunden haben sie oftmals einen ideellen Wert, und die Wünsche meiner Kunden liegen mir am Herzen.“ Schmuckstücke für die eigene Familie hat Löpenhaus schon lange nicht mehr gefertigt: „Wir haben vier Kinder und zudem eine Sechs-Tage-Woche. Da fehlt einfach die Zeit.“

Ein Blick zurück

Ab 1950 machte Georg Löpenhaus seine Ausbildung im münsterländischen Laer. „Damals wurden viele Uhren umgearbeitet“, berichtet der 78-Jährige. „Aus Taschenuhren wurden z.B. Damenarmbanduhren gemacht.“ Mit einem Kartoffelwagen, die damals noch zahlreich zwischen dem Land und dem Ruhrgebiet verkehrten, kam Georg Löpenhaus 1956 nach Bottrop.Seinen Uhrmacher-Laden in der Boy eröffnete er 1962.