Bottrop.

Noch rund einen Monat, dann ist die Entscheidung zur Zukunft des Stenkhoffbades gefallen. Am Montag beginnt der Bürgerentscheid, alle wahlberechtigen Bottroper sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

WAZ-Redakteur Matthias Düngelhoff sprach mit Bianca Kolbinger, Gabriele Schmeer und Michael Gerber. Sie sind die Vertreter der Initiative, die den Entscheid ins Rollen gebracht hat. Die Bürgerinitiative fordert, dass die Stadt weiterhin die Kosten für das Freibad trägt – unabhängig von deren Höhe.

Welche Pläne hat die Initiative für die heiße Phase?

Schmeer: Geplant sind Infoständen in allen Stadtteilen, vor allem zu Marktzeiten. An einigen Terminen wollen wir dort auch einen Computer parat haben, so dass interessierte Bürger mit unserer Hilfe im Internet sofort die Wahlunterlagen bestellen können.
Kolbinger: So ersparen wir denen, die sonst kein Internet nutzen, einen Gang zur Post. Schließlich ist es vor allem eine Briefwahl und die Unterlagen müssen zuvor beantragt werden. Außerdem haben wir insgesamt 200 Plakate und 30 000 Flyer zur Information der Bürger.

Bürgerinitiative Stenkhoffbad:  Bianca Kolbinger, Gabriele Schmeer, Michael Gerber
Bürgerinitiative Stenkhoffbad: Bianca Kolbinger, Gabriele Schmeer, Michael Gerber © WAZ FotoPool

Welche Reaktionen erfahren Sie bisher an den Ständen?

Kolbinger: Es ist wirklich positiv. Die meisten Bottroper freuen sich, dass wir so etwas angestoßen haben. Auch darüber, dass Entscheidungen eben nicht nur klaglos hingenommen werden und man stattdessen versucht, etwas zu verändern.

Trotzdem wurden Sie ja auch hart angegangen in der Diskussion – und Sie sind im Gegensatz zu Herrn Gerber kein Politiker, der dazu vielleicht noch einen etwas anderen Zugang hat.

Kolbinger: Das ist richtig, und man musste sich erst daran gewöhnen. Mancher Angriff hat aber auch den Kampfeswillen geweckt, da kam so eine Jetzt-erst-recht-Reaktion. Es hat uns zum Beispiel gestört, häufig nur als Mitläufer von Herrn Gerber gesehen zu werden.

Trotzdem plakatieren neben der Initiative auch Linke und DKP „pro Stenkhoffbad“. Wie verträgt sich das mit der immer wieder betonten politischen Unabhängigkeit?

Schmeer: DKP, Linke und auch Piraten waren die ersten und einzigen Parteien, die sich nach Gründung der Initiative sofort beteiligt haben. Das hat uns enorm geholfen, etwa beim Umgang mit den formalen Richtlinien.
Kolbinger: Außerdem sind wir uns einig: Je mehr Parteien für das Stenkhoffbad plakatieren, umso besser. Umso stärker wird der Entscheid in den Fokus der Bürger gerückt.
Schmeer: Wichtig ist eben, dass jeder Bottroper die Chance nutzt und auch tatsächlich abstimmt.

Was machen Sie am Auszählungstag, dem 9. Juni?

Gerber: Wir werden im Rathaus, auf das Ergebnis warten und dann hoffentlich in einem Autokorso zum Stenkhoffbad fahren und feiern.

Was wäre bei einem Scheitern?

Schmeer: Dann könnten wir als Initiative auf jeden Fall sagen, dass wir alles getan haben.

Ihr Engagement als DKP-Ratsherr in der Bürgerinitiative wurde kritisiert. Wäre es für die Initiative nicht einfacher gewesen, Sie wären stärker in den Hintergrund gerückt?

Gerber: Das glaube ich nicht, zumal ich in diese Rolle ja hineingewachsen bin. Das hat angefangen mit dieser ersten Unterschriftenliste. Dass sich daraus dann die Bürgerinitiative und letztlich der Bürgerentscheid entwickeln würde, war damals noch nicht abzusehen.

Aber könnte ein DKP-Ratsherr nicht abschreckend auf manchen „bürgerlichen“ Wähler wirken?

Nein, ich habe in der letzten Zeit häufig die Erfahrung gemacht, dass Leute gekommen sind, die dann gesagt haben, „obwohl Sie in der DKP sind, finde ich es gut, was Ihr hier macht“.
Schmeer: Und letztlich ist ja auch jeder Politiker Bottroper Bürger und kann sich engagieren.

Wird dieser Bürgerentscheid, unabhängig vom Ausgang, etwas verändern?

Schmeer: Ich glaube schon, dass wir ein Vorbild abgeben und zeigen, dass man etwas ändern kann. Dass der Bürger eben durchaus in der Lage ist, auf den Tisch zu hauen und zu zeigen, wenn ihm etwas nicht passt.
Gerber: Dieser erste Bürgerentscheid überhaupt wird die Kommunalpolitik verändern. Er hat Signalwirkung und zeigt, was möglich ist. Ich glaube, dass Bürger sich nun vermehrt trauen werden, sich für Dinge zu engagieren. Der Entscheid zeigt, dass es gar nicht so schwer ist, aufzustehen und sich zu wehren.

INFO: Der Förderverein Stenkhoffbad veranstaltet am Samstag, 1. Juni, das Festival „Rock im Bad“. Schirmherr ist Dr. Stratmann. Auftreten werden Bottroper Bands und Künstler, u.a. „No one’s Choice“. Beginn ist um 13 Uhr. Es wird der übliche Freibad-Eintritt erhoben.