Bottrop.
Sie ist eine Ur-Bottroperin, ging hier zu Schule und lernte bei Konditormeister Wilhelm Spengler das Handwerk. Fast wäre für Christine Biskup ein Traum in Erfüllung gegangen. Ein eigenes Café. Noch dazu im Laden ihres Lehrmeisters an der Gladbecker Straße, der dort vor Jahren wie die benachbarte Bäckerei Jackelen geschlossen hatte.
Die Reihe traditionsreicher Konditoreien, die zuletzt in der City dicht machten, ließe sich fortsetzen: Siebeck, Beckhoff... Derzeit gibt es dort nur noch das Dom-Café gegenüber von St. Cyriakus – das sich das Ladenlokal mit einem Metzger teilt. Manko: Sonntags geschlossen.
Die „Gladbecker“ braucht Vielfalt
Für die resolut daherkommende Christine Biskup hat Bottrop eine echte Marktlücke. Die 50-Jährige wollte ein traditionelles Café mit vollem Kuchen- und Tortensortiment, Frühstück und Mittagstisch eröffnen - plus Außengastronomie. Selbst die Stadterneuerung frohlockte. Macht sich doch diese städtische Abteilung mit Innovation City und anderen Akteuren gerade besonders für Umgestaltung und Reaktivierung des „Trapez“, zu dessen Komplex das Café gehört, sowie den Umbau der „Gladbecker“, stark.
Christine Biskup machte ihre Rechnung ohne die Banken. Die Kreditanfrage von 50 000 Euro wurde abgelehnt. Dabei hatte die Konditorin erst für 3000 Euro bei der Handwerkskammer den Sachkundenachweis abgelegt, eine Art „Nachprüfung“ ihrer Gesellenprüfung, die sie vor etwa 30 Jahren bei Spengler bestanden hatte, da der Abschluss bereits lange zurückliegt.
Dann steckte sie 700 Euro in die professionelle Erstellung eines „Businessplans“. Dazu hatte ihr die Volksbank geraten, die auch als Makler die Vermietung des Ladenlokals betreut. Die Zahlen, die sie auch der Handwerkskammer vorlegte, seien tragfähig gewesen, meint die Konditorin. Daher sei der Negativbescheid der Kreditanfrage ihr wie ein Schlag ins Gesicht vorgekommen. „Nicht nur die Volksbank, auch die Sparkasse haben mir einen Dämpfer verpasst,vor allem, da man keine Chance bekommt“, so Christine Biskup. Begründung der Banken: Gegenüber habe bereits ein Café eröffnet und wenn Spengler dort funktioniert hätte, wäre er dort nicht weggegangen. Für Christine Biskup keine tragenden Argumente. „Ich habe ein anderes Konzept als das neue „Corretto“ und als Spengler rausging, gab es Konkurrenz, die es so nicht mehr gibt.“
Auch Yüksel Ucak, Betreiber des „Corretto“ bedauert, dass er vorerst keine neue Nachbarin bekommt. „Unsere Konzepte sind ganz verschieden. Und: Der Gastro-Erfolg auf der Gladbecker hängt auch von der Vielfalt ab, die alle Geschäfte belebt“, so der Betriebswirt und Neu-Gastronom, der sich über fehlende Kundschaft nicht beklagen kann.
Bank und Sparkasse: Das fällt unter Vertrauensschutz
Sowohl Volksbank wie Sparkasse wollten zu dem Fall keinen Kommentar abgegeben. Tobias Janert, Leiter der Firmenkundenbetreuung der Volksbank, sagt, diese Vorgänge fielen unter den Vertrauensschutz. Auch die Begründung der Kreditablehnung, die Christine Biskup genannt hatte, wollte er weder bestätigen noch dementieren. Auch sei die Anfrage nicht an die KFW - eine Wirtschaftsförder-Bank des Bundes und der Länder - weitergeleitet worden, da die Vorentscheidung für Firmengründungskredite bei der örtlichen Bank falle, die später auch 20 Prozent der Garantie übernehme, die KFW dagegen 80 Prozent.
Ähnlich äußerte sich auch Stefan Selm, der bei der Sparkasse Bottrop Christine Biskup beriet. Vertrauensschutz und Stillschweigen bei Kreditkunden stünden in jedem Fall im Vordergrund, auch wenn die andere Seite sich dazu öffentlich äußern könnte. Sparkassen-Sprecher Franz Pinnow rät jedoch jedem Existenzgründer, sich auch bei eventueller Ablehnung der Kreditanfrage sich dennoch über mögliche Alternativmodelle bei den Kreditinstituten zu informieren.