Um ’mal mit einer Frage zu beginnen: Was ist die wohl sinnvollste Tätigkeit am Tag des Buches? Richtig, lesen. Oder aber eine Bibliothek einweihen. Und genau das hat das Berufskolleg der Stadt gestern, am Welttag des Buches, gemacht. Nur dass die Bibliothek „Medienzentrum“ heißt, aber sie funktioniert wie eine neue, hoch moderne Schulbücherei.
Romane und Prüfungshilfen
Hoch modern, weil man nicht nur Bücher ausleihen kann, sondern in Kürze auch Laptops, Hörbücher, Filme. Neben der Belletristik (Romane, Erzählungen) oder Prüfungs-Hilfen gibt es auch viele Fachbücher, die die Bandbreite der Kolleg-Fächer abdecken, wie etwa Wirtschaftswissenschaften, Politik, Mathematik, Deutsch, Metalltechnik oder Gastronomie.
Zwei Jahre hat die Vorbereitung gedauert und Marion Knuth, Lehrerin, hat dabei wahrscheinlich so ganz nebenbei das mittlere Bibliothekarinnen-Diplom erworben. „Ich habe zunächst ja nicht gewusst, wie das geht, eine Bibliothek aufbauen“, erinnert sie sich an die Anfänge. Wertvolle Hilfe habe sie von der Lebendigen Bibliothek Bottrop bekommen. Die bisher rund 3300 Medien seien vor allem über Spenden zusammengekommen.
Aber bevor all die Bücher ins Regal konnten, war noch jede Menge an Vorarbeiten notwendig. „Jedes Buch musste gestempelt und mit Folie eingewickelt werden.“ Und, und, und. Viele Hände hätten mitgeholfen, sagen Marion Knuth und Schulleiter Guido Tewes anerkennend.
Beeindruckt von dem Ergebnis war gestern auch der junge Autor Can Ucar. Er las bei der Einweihungsfeier aus einem Buch „Das Leben eines Schü(h)lers“. „Ihr habt jetzt eine tolle Bibliothek, nutzt sie“, appellierte er an die Schülerinnen und Schüler. Aber die brauchten offenbar nicht erst überzeugt zu werden, sie waren es längst. „Ist doch eine gute Sache“, findet Ali Özmen. Hakan Inam hat der Autor mit seinem Buch jedenfalls sofort Lust aufs Lesen gemacht. „Toll, wie er den Schulalltag beschrieben hat“, sagt er hinterher.
Katharina Müller hat sich schon gleich am ersten Tag ein Buch her-ausgegriffen. Wirtschaftswissenschaften. „Wir schreiben morgen eine Klausur“, sagt sie augenzwinkernd. Ein Zusatz-Blick ins Buch kann da nicht schaden. Aber die jungen Leute kennen noch einen anderen unschlagbaren Vorteil des Buches: „Wenn man etwas im Internet sucht, bekommt man nicht unbedingt eine korrekte Auskunft“, weiß Schulsprecher Devran Cakici.
Im Berufskolleg ist das Buch offenbar nicht nur am Tag des Buches gefragt. Die ganze Arbeit für den Aufbau der Bibliothek – sie hat sich anscheinend richtig gelohnt.